Erstmals gibt es in Österreich für Getreidebaubetriebe eine satellitengestützte Ertragsprognose für Weizen. Die Österreichische Hagelversicherung stellt diese Daten den Versicherten kostenlos zur Verfügung.

 

 

„Satellitendaten sind für uns als agrarischer Spezialversicherer seit Jahren ein wichtiges Werkzeug. So nutzen wir die Copernicus-Daten der ESA schon seit mehr als fünf Jahren für die Schadenerhebung. Wir sind hier Pionier und stellen sie auch allen versicherten Landwirten kostenlos für ihr betriebliches Management und zur Übersicht des Pflanzenwachstums zur Verfügung. Das Wissen über die zu erwartenden Erntemengen ist für uns als umfassenden Ernteversicherer ebenfalls von besonderer Bedeutung. Wir bieten nämlich neben einer Dürreertragsversicherung auch Dürreindex-Produkte an. Und gerade beim Risiko Dürre nehmen die Schäden zu. Im heurigen Jahr beträgt der Dürreschaden bei Weizen aktuell rund 20 Millionen Euro“, so der Vorstandsvorsitzende der Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger. So gibt es insbesondere in Oberösterreich seit Mitte Mai Niederschlagsdefizite von rund 70 Prozent im Vergleich zum 10-jährigen Niederschlagsmittel.

 

Kurt Weinberger: „Insgesamt ist aktuell mit einer leicht unterdurchschnittlichen Weizenernte 2023 zu rechnen.“

 

Unter diesen Umständen gestalten sich auch die Ertragsprognosen nach den etablierten Methoden sehr schwierig. Die Lösung: Das Ertragsprognoseservice YPSILON® der Firma VISTA GmbH in München kombiniert hochmoderne Copernicus-Satellitendaten der European Space Agency (ESA) mit einem Pflanzenwachstumsmodell und ermöglicht so großräumige Ertragsvorhersagen. Dabei wird der Biomasseaufwuchs kontinuierlich dokumentiert und der Einfluss von Wasser-, Kälte- oder Hitzestress auf die Ertragsbildung berechnet. Die Vorhersagen sind erstmals auf Bezirksebene möglich.

 

 

Wie funktioniert Ernteprognose im Detail?
Die Sentinel-Satelliten aus dem Copernicus-Raumfahrtprogramm umrunden die Erde in fast 800 Kilometern Höhe und liefern alle zwei bis fünf Tage neue Daten. Kombiniert werden die Satelliteninformationen mit den Vista-eigenen Berechnungsmodellen zu Strahlungstransfer und Pflanzenwachstum. Hierbei werden über 200 Parameter berücksichtigt, zum Beispiel Wetterdaten, Bodenbeschaffenheit und Topografie. Damit lassen sich Biomasseaufwuchs und Pflanzenentwicklung auf den einzelnen Feldern 10×10 Meter genau verfolgen und prognostizieren.

Ertragsprognose: Weizenerträge sinken leicht
„Aktuell gehen wir aufgrund der Prognosen der Fernerkundungsspezialisten von einer Weizenernte in den beispielsweise sonst ertragreichen Gebieten in Oberösterreich von rund 5.000 bis 6.000 Kilogramm pro Hektar aus. Das ist ca. 25 Prozent weniger als im 10-jährigen Durchschnitt. In Niederösterreich, im Burgenland und in der Steiermark sind durchschnittliche und regional leicht überdurchschnittliche Erträge zu erwarten. Das Wetter bis zum Erntebeginn in der kommenden Woche im Osten kann aber noch immer bedeutenden Einfluss nehmen, da Hagel oder schwere Stürme den erwarteten Ertrag zunichtemachen können. Insgesamt ist aber aktuell in Österreich mit einer leicht unterdurchschnittlichen Weizenernte 2023 zu rechnen“, so Weinberger.

 

Fotos: Anna Schultes, BOKU, ÖHV