Bianca Blasl („Bauer to the People“) wurde heuer mit dem IFAJ/Alltech Young Leaders Award ausgezeichnet und nahm daher am IFAJ-Weltkongress 2023 in Olds, Alberta, Kanada, teil. Auf der VAÖ-Homepage berichtet sie über ihre Erfahrungen.

 

 

Für diesen begehrten Award hat eine international besetzte Jury zehn herausragende junge Agrarjournalistinnen und Agrarjournalisten aus der ganzen Welt ausgewählt.

Diese prestigeträchtige Auszeichnung der International Federation of Agricultural Journalists (IFAJ) anerkennt die beruflichen Fähigkeiten und das Führungspotenzial der einzelnen Personen. Sie wird seit 2006 von Alltech gesponsert, um aufstrebende Führungskräfte im Agrarjournalismus und in der Kommunikation aus der ganzen Welt vor den Vorhang zu holen und weiterzubilden. Dabei nehmen sie auch an einem speziellen Boot Camp vor dem Kongress teil, das Führungs- und Kompetenztraining sowie Farmbesuche umfasst hat.

 

Österreichs Delegierte in Kanada (v.l.): Stefan Nimmervoll, Bianca Blasl, Markus Habisch

 

Hier ihr Bericht:

We lead the world.
Die Zukunft unserer Branche.

10 junge Journalist*innen aus 10 verschiedenen Ländern der Welt. Was sie alle gemeinsam haben? Sie wurden aus 180 Bewerbern ausgewählt und haben den Young Leaders Award verliehen bekommen. Eine von Ihnen ist unsere Kollegin Bianca Blasl von BauertothePeople. Sie nimmt uns mit nach Alberta, Kanada und gibt uns einen Einblick hinter die Kulissen der Landwirtschaft und der Young Leaders.

 

 

Der Award
Durch´s Reden kommen die Leut zamm.

Die Jungen. Die Zukunft der Branche. So wurden wir hier angekündigt. Nominiert von der eigenen Gilde, mit 180 anderen jungen Kommunikatoren aus der ganzen Welt beworben und von der Jury ausgewählt. Mit dem Ziel, junges Blut in die Internationalen Föderation der Agrarjournalisten (IFAJ) zu bringen, hat das Young Leaders Programm und der Award vor fast 20 Jahren gestartet. Die Jungen gehen durch ein Boot Camp: Workshops und viele Ausflüge zu kanadischen Farmen sollen uns das Werkzeug in die Hand legen, die besten unserer Branche zu werden.

 

 

Der größte Mehrwert ist allerdings das Netzwerk. Die Menschen. Agrarjournalistinnen und -kommunikatoren aus der ganzen Welt, die zusammenkommen und sich austauschen. Durch das Reden mit Kollegen und Innen habe ich einen fundierten und ehrlichen Einblick in die Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion unserer Erde bekommen. Mir war immer schon klar, als Journalistin und Kommunikationsmensch kann ich nicht alles wissen. Aber ich muss wissen, wen ich fragen und wem ich vertrauen kann. Nirgendwo anders ist das möglich. Gleichzeitig habe ich gelernt, das Agrarjournalisten auf der ganzen Welt vor denselben Herausforderungen stehen. Bei dem einen oder anderen Bier werden die Gespräche tiefgründig. Wir sind zusammengewachsen.

Gemeinsam anders

Wir verteidigen uns, wir haben vergessen, die echten und ehrlichen Geschichten zu erzählen. Wir reden nicht mehr miteinander. Ich dachte das wäre ein österreichisches Problem. Doch weit gefehlt.

Die Herausforderungen unserer Branche muss ich euch nicht erklären. Wir kennen sie alle. Spannend für mich ist, dass sie sich weltweit ähneln: Von Argentinien bis Südafrika, von Österreich bis nach Malawi sind sich hier alle einig: Die Landwirtschaft hat vergessen die ehrlichen Geschichten zu erzählen. Die Geschichten zwischen Skandal und Kitsch. Die Branche verteidigt sich, anstatt sich zu überlegen, wie wir wieder z‘samm kommen können.

 

 

Die „Young Leaders“ in diesem Jahr eint ein gemeinsames Ziel: Wir sind die, die etwas anders machen wollen. Innerhalb einer Woche sind wir zu einer Crew zusammengewachsen und werden wohl unser Leben lang in Verbindung bleiben. Für ein gemeinsames Ziel: Anders über Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zu reden und zu berichten. Die IFAJ im Allgemeinen und das Young Leaders Programm im Speziellen sind eine Möglichkeit genau das zu tun: Diesen Weg gemeinsam gehen. Plötzlich wird „think global – act local“ für mich greifbar.

Ich kann nur jeder jungen Kollegin empfehlen sich für das Young Leader Programm zu bewerben. Die VAÖ hält euch hier mit Infos auf dem Laufenden.

 

 

Land der landwirtschaftlichen Superlativen
Ein Blick hinter die Kulissen der kanadischen Landwirtschaft

Same same, but different. Kanada ist, nach Russland, das zweitgrößte Land der Erde. Einer der größten Exporteure, wenn es um Produkte aus der Landwirtschaft geht. Die Lebensmittel, die hier produziert werden, sind unseren sehr ähnlich: Weizen, Raps, Rindfleisch, Obst und Gemüse. Was Kanada unterscheidet, sind die Menschen, die Superlativen und die Art, wie produziert und gegessen wird. Ein junges Land mit einer ganz anderen Kultur: Bis zum Horizont sieht man nur Felder, Weiden, Obstplantagen, Ställe und Kühe. Die durchschnittliche kanadische Farm ist 327 Hektar groß. Die Portionen beim Essen genauso superlativ und frittiert. Die Menschen und Landwirte hier denken ganz anders als die unseren. Agrarförderungen existieren hier nicht. Genau diese Farmen und Menschen haben wir besucht und einen kleinen Einblick bekommen, was sie meinen, wenn sie sagen: „We feed the World.“

 

 

Vom Feedlot mit 25.000 Mastrindern, den Rapsfarmer mit tausenden Hektar Land bis zu den Cowboys and -gils und dem Rodeo. Das Gefühl, das bleibt ist überwältigend. Für eine Österreicherin, aber auch für all uns Agrarjournalisten aus der ganzen Welt.

Wenn ihr interessiert an Reportagen aus Kanada seid: Bianca ist nur einen Anruf entfernt.

 

Fotos: Blasl, IFAJ, IFAJ/Alltech Young Leaders Award