In regelmäßigen Abständen wird die gesetzliche Mitgliedschaft der Kammern öffentlich zur Diskussion gestellt. Der frühere Kammerdirektor der LK Niederösterreich Univ.Prof. Dr. Gottfried Holzer kennt alle Argumente von Befürwortern und Gegnern der Pflichtmitgliedschaft.

 

Holzer: „Nur eine gesetzlich eingerichtete Berufsvertretung mit dem damit verbundenen Organisationsmerkmal der „Pflichtmitgliedschaft“ vermag die Interessen der Land- und Forstwirtschaft gegenüber Staat und Gesellschaft wirksam zu vertreten.“

 

Im Rahmen der 100-Jahr-Feier der LK Niederösterreich hat Holzer unter dem Titel „Gesetzliche Interessenvertretung – ein Modell mit Vergangenheit und Zukunft“ den Festvortrag gehalten, der als Basis für jede künftige Diskussion über die Pflichtmitgliedschaft in gesetzlichen Interessenvertretungen bzw. Kammern dienen kann. Holzer stellt den VAÖ-Kolleginnen und -Kollegen dankenswerterweise diesen Text als Service und Hintergrundinformation für die künftige Berichterstattungen zum Thema zur Verfügung.

Hier Download der Festrede: 100 Jahre NÖ Landwirtschaftskammer Festvortrag

Holzers Conclusio: „Nur eine gesetzlich eingerichtete Berufsvertretung mit dem damit verbundenen Organisationsmerkmal der „Pflichtmitgliedschaft“ vermag die Interessen der Land- und Forstwirtschaft gegenüber Staat und Gesellschaft wirksam zu vertreten, wie dies die jubilierende NÖ Landwirtschaftskammer seit nunmehr hundert Jahren eindrucksvoll bewiesen hat und auch in Zukunft beweisen wird.“

Gottfried Holzer: Seine Laufbahn
Gottfried Holzer wurde am 29. Mai 1946 in Wullersdorf, Niederösterreich, als Sohn des Volksschullehrers Adolf und seiner Gattin Josefine Holzer geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Wullersdorf und des Humanistischen Bundesgymnasiums in Hollabrunn (1964 Reifeprüfung mit Auszeichnung) studierte er an der juridischen Fakultät der Universität Wien und schließt dieses Studium 1969 mit der Promotion zum Dr.iur. ab. 1981 habilitierte er sich am Institut für Volkswirtschaftslehre, Agrarpolitik und Rechtswissenschaften der Universität für Bodenkultur mit der Schrift „Agrar-Raumplanungsrecht“ und erhielt die Lehrbefugnis für Agrarrecht. 1990 wurde ihm der Berufstitel „Universitätsprofessor“ verliehen. Er lehrte an der Donauuniversität Krems und der Fachhochschule Wiener Neustadt/Wieselburg und bis heute an der Universität für Bodenkultur Wien. 1991/92 absolvierte Holzer ein Postgraduate Studium für Verbands- und Nonprofit-Management an der Universität Freiburg, Schweiz und wurde nach dessen Abschluss zum Dipl.Verbandsmanager VMI ernannt.

Sein beruflicher Werdegang begann nach einer kurzen Tätigkeit als Universitätsassistent am Institut für Staats- und Verwaltungsrecht der Universität Wien 1969 mit dem Eintritt in den Kammerdienst der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer. Holzer wurde mit der Begutachtung von Gesetz- und Verordnungsentwürfen und Rechtsangelegenheiten im Bereich der Kammeramtsdirektion betraut. 1976 erfolgte seine Bestellung zum Kammeramtssekretär. 1985 übernahm er die Leitung der Abteilung für Rechts- und Sozialwesen, 1986 wurde er Kammeramtsdirektor-Stellvertreter und 1992 Kammerdirektor, eine Funktion, die er bis 2008 ausübte.

Holzer hat die Landwirtschaftskammer zu einem modernen, serviceorientierten Dienstleistungsbetrieb ausgebaut. Zu seinen herausragenden Leistungen zählen die Strukturreform der LK, der Neubau und die Übersiedlung von Wien nach St. Pölten sowie die Generalsanierung und Eröffnung der Bildungswerkstatt Mold. So schaffte er es, durch eine Organisationsreform 16 Fachabteilungen der Landwirtschaftskammer ohne Effizienzverlust auf die Hälfte zu reduzieren. 1995 wurde durch eine Urabstimmung ein parteipolitisch motivierter Versuch, die gesetzliche Interessenvertretung massiv zu schwächen, beendet. 92 Prozent der Kammermitglieder sprachen sich in einer Urabstimmung für Bauernkammern mit gesetzlicher Mitgliedschaft aus.

Eine besondere Herausforderung bildete die Errichtung eines neuen Hauses der Landwirtschaft in St. Pölten. Die Umsiedlung konnte unter Einhaltung sämtlicher Fristen und Unterschreitung der Kostenvorgabe mit 2. November 1999 erfolgreich abgeschlossen werden. Um den Anforderungen der Land- und Forstwirte und den Herausforderungen der Umsetzung des EU-Fördersystems gerecht zu werden, wurde im Jahr 2002 eine einschneidende Strukturreform der Bezirksbauernkammern umgesetzt und die Organisationsstruktur von Standorten in mehr als 60 Gerichtsbezirken auf 21 politische Bezirke gestrafft.

Holzer ist Verfasser zahlreicher Werke auf den Gebieten des Agrar-, Umwelt-, Raumplanungs- und Verfassungsrechts. Als Hobbies nennt er Gartengestaltung, Reisen, Jagd und Musik, wobei das letztere weit über den Hobby-Bereich hinaus geht: Holzer ist ausgebildeter Kirchenmusiker, Organist und Komponist.

Für seine vielfältigen Verdienste erhielt er eine Reihe hoher und höchster kirchlicher, juristischer, Bauernbund-, Kammer-, Landes- und Bundesauszeichnungen bzw. Ehrungen von Organisationen und Unternehmen, wie Österreichische Hagelversicherung, Raiffeisenverband etc.

Weiterführende Informationen hier und hier.

 

Foto: LK NÖ