Die International Federation of Agricultural Journalists (IFAJ) hat mit Unterstützung des U.S. Soybean Export Council (USSEC) und CropLife International eine 10-tägige Studienreise für Agrarjournalisten aus über einem Dutzend Ländern organisiert. In diesem Rahmen fand auch ein Treffen mit der Agricultural Mass Media Association of Thailand (AMMAT) statt. Für Österreich nahm daran Dipl.-Ing. Thomas Maximilian Weber von der LK Österreich teil.
Hier sein Bericht über Thailands Landwirtschaft:
Landwirtschaft in Thailand – Ganz anders und doch viele Parallelen
Tropische Anbaubedingungen und rund 9.000 Kilometer Entfernung, dennoch sind die Herausforderungen nahezu dieselben. Themen, wie Emissionsreduktion, Einsatz moderner Technologien und Erhöhung der Wertschöpfung, bestimmen auch in Thailand die Landwirtschaft.
Thailand ist nicht nur eine beliebte Urlaubsdestination mit atemberaubenden Küstenlandschaften, sondern auch eine exportorientierte Agrarnation. Knapp 9% der Wirtschaftsleistung entstammen der Landwirtschaft (in Österreich 1%) und rund 30% der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig (in Österreich 3,1%). Reis, konkret Jasmin-Reis, nimmt fast die Hälfte der landesweiten Anbaufläche ein, was Thailand zum weltweit drittgrößten Reisexporteur macht. Ein zentraler Abnehmer ist Europa, welches im Gegenzug hochwertige Weine, Spirituosen und Milchprodukte nach Thailand exportiert, auch aus Österreich. Weitere wichtige landwirtschaftliche Kulturen in Thailand sind Kautschuk, Zuckerrohr, Maniok, Palmöl und exotische Früchte wie Mango und Ananas.
Reduktion Treibhausgasemissionen – Reis statt Vieh im Fokus
Auch Thailand sucht derzeit nach Wegen, die Treibhausgasemissionen in seiner Landwirtschaft zu reduzieren. Während in Österreich die Emissionen in der Landwirtschaft in erster Linie mit der Tierhaltung in Verbindung gebracht werden, ist in Thailand der Reisanbau mit Abstand die größte landwirtschaftliche Emissionsquelle. Laut dem Internationalen Rice Research Institute geht es hierbei vor allem um das Verbrennen von Ernterückständen sowie Methanemissionen aus dem Nassreisanbau. Um den Reisanbau nachhaltiger zu gestalten, wurden in vielen Teilen des Landes staatlich unterstützt Demonstrations-Betriebe gegründet, welche Wissen an ihre Standeskollegen weitergeben sollen.
Demonstrations-Betriebe – Knowhow von Landwirt zu Landwirt
Einer von ihnen wird von Phat betrieben. Er bewirtschaftet im Norden Thailands knapp 4 Hektar Reis und lädt regelmäßig zehn bis 20 seiner Nachbarn ein, um ihnen Tipps und Tricks im Reisanbau zu verraten. Ein zentrales Element ist hierbei die Absenkung des Wasserspiegels durch abwechselnde Bewässern und Trockenlegen der Felder (AWD-Methode), was zu einer Methanreduktion um bis zu 60% führen kann. Bei Landwirten in der Region rund um Bangkok steht neben der Emissionsreduktion auch die Verminderung des Pflanzenschutzmittel (PSM)-Einsatzes im Fokus. Durch das Aufstellen von Gelbtafeln und Schulungen im Erkennen der häufigsten Schadinsekten auf den Feldern setzen Landwirte deutlich weniger PSM ein, nämlich nur dann, wenn kritische Schadschwellen erreicht werden. Und seit kurzem gibt es sogar staatlich unterstützte Programme zur gezielten Ausbringung von PSM mittels Drohnen.
Diversifizierung als Chance für die Zukunft
Um weiterhin ein gutes Einkommen in der Landwirtschaft erzielen zu können, setzen auch in Thailand immer mehr Betriebe auf Diversifizierung. Die 88 Foods Company beispielsweise ist vor 7 Jahren aus einem bäuerlichen Aquakulturbetrieb heraus entstanden und beliefert heute Supermärkte in ganz Thailand mit tiefgefrorenen Wolfbarschprodukten. Die erste Thai Cooking School auf einem landwirtschaftlichen Betrieb wurde bereits vor mehr als 20 Jahren vom Biobauern Sawat gegründet. Die zu verkochenden Zutaten kommen samt Beschreibungen zu Anbau und Verwendung direkt aus den eigenen Beeten. Um die junge Generation für die Landwirtschaft zu begeistern, hat das Saatgutunternehmen East-West Seeds ein Programm für Junglandwirte entwickelt. Teewasit, einer ihrer ersten Absolventen, produziert heute nicht nur biologisches Obst und Gemüse für Bauernmärkte der nahegelegenen Dörfer, sondern betreibt seit 2024 Urlaub am Bauernhof samt kleinem Café. Weiters arbeitet die Universität Bangkok gerade an Carbon Farming Initiativen für Reisbauern.
Während sich zwischen den landwirtschaftlichen Strukturen und angebauten Kulturen in Österreich und Thailand wortwörtlich Welten befinden, sind Herausforderungen und Strategien zur Wertschöpfungssteigerung annähernd dieselben. Die Landwirtschaft beider Länder ist daher in den Worten von Biobauer Sawat „same same but different“.
Fotos: Thomas Weber, Christian Mühlhausen, Grafik: LK Österreich