Nach dem unvergesslichen Jahreskongress der International Federation of Agricultural Journalists nutzten 20 Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt die Gelegenheit, sich auf eine anschließende Post Congress Tour zu begeben. Diese Tour stellte etwas ganz Besonderes dar, sie wurde vom Schweizer- und österreichischen Verband gemeinsam organisiert. Markus Habisch, Mitorganisator und Begleiter der internationalen Kolleginnen und Kollegen, berichtet darüber.

Die ersten eineinhalb Tage verbrachte die Gruppe unter fachkundiger Leitung von Hans Müller von den Schweizerischen Agrarjournalisten in der Ostschweiz und in Liechtenstein.

 

Familie Konrad, Vaduz

 

Den fachlichen Start machte ein Besuch des Bauernhofes der Familie Konrad in der liechtensteinischen Hauptstadt Vaduz. Die Gruppe besuchte den Milchviehbetrieb mit Fleischdirektvermarktung und einer kleinen Eselherde, sowie das Projekt Weltacker Plus. Hier wurde Bewusstsein für die in Europa und auf der ganzen Welt für die Ernährung verwendeten Flächen geschaffen. Bevor es zu Übernachtung ins landwirtschaftliche Zentrum Sankt Gallen nach Salez ging, stand noch ein überaus interessanter Spaziergang durch die historische Stadt Werdenberg, der ältesten Holzbausiedlung der Schweiz, auf dem Programm. Die Tatsache, dass der Wettergott gerade bei der Führung durch das wunderschöne Werdenberg die Himmelsschleusen ordentlich geöffnet hat, tat der guten Stimmung keinen Abbruch.

 

 

Am Montagvormittag überraschte Markus Hobi, Direktor des Landwirtschaftlichen Zentrums in Salez, die Teilnehmer mit spannenden Einblicken in die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten und die angewandte Forschung des Zentrums. Besonders beeindruckend war die Führung durch den Versuchsweingarten, in dem über 400 verschiedene Rebsorten auf kleinstem Raum kultiviert werden, sowie durch einen Obstgarten, der auf neue, hitze- und feuchtigkeitsresistente Obstsorten setzt. Diese sollen bei den Konsumentinnen und Konsumenten genauso beliebt sein wie die derzeit auf dem Markt befindlichen Sorten. Zudem stellte er das neue Internats- und Lehrgebäude vor, das als kompletter Holzbau mit einem innovativen Lüftungssystem errichtet wurde.

Dann stieg die Spannung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf etwas andere Art und Weise. Die Anreise nach Österreich, erstes Ziel war das salzburgische Mittersill, wurde – wie weite Teile der gesamten Post Congress Tour – mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt. Trotz des schweren Reisegepäcks, der teilweise knappen Umstiegzeiten zwischen den Zügen und einer finalen Postbusfahrt von Kitzbühel über den Pass Thurn bis zum Schachernhof in Mittersill, kamen alle Gruppenmitglieder und auch die Gepäckstücke wohlbehalten am Ziel an.

Bei ihrer Ankunft wurden die Teilnehmer von der Bauernfamilie Langer, vulgo Schachern, herzlich empfangen und erhielten eine ausführliche Vorstellung des landwirtschaftlichen Betriebs. Stefan Nimmervoll nutzte diese Gelegenheit, um den Beginn des österreichischen Teils der Post Congress Tour näher zu erläutern. Der Abend fand in der gemütlichen, traditionellen Bauernstube seinen Ausklang, wo die Gäste ein liebevoll zubereitetes Abendessen, das von der Bäuerin und ihrer Mitarbeiterin serviert wurde, in geselliger Atmosphäre genießen konnten. Nach einer kurzen Nacht wanderte die Gruppe unter Anleitung versierter Nationalparkranger in das mitten im Nationalpark Hohe Tauern gelegene Hollersbachtal.

Angekommen auf der Alm der Familie Kaltenhauer, die die gefährdete Rinderrasse Pinzgauer halten (www.scharrerhof.at) erwartete dort der Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg, Rupert Quehenberger, die Gäste und der regionale Obmann der Bauern- und Almgemeinschaft war ebenfalls vor Ort. Es entspann sich eine intensive Diskussion über Interessenskonflikte zwischen praktikabel durchführbarer Landwirtschaft und Naturschutzinteressen im Nationalpark und den Möglichkeiten, hier für Interessensausgleich zu sorgen. Auch die Problematik der großen Beutegreifer wurde nicht ausgespart.

Zurück am Schachernhof war natürlich keine Zeit zum Ausruhen. David Lindner, Geschäftsführer von Lindner-Traktoren, war bereits persönlich vor Ort und nahm sich die Zeit, ausführlich über die Unternehmensphilosophie von Lindner zu sprechen. Dabei ging er insbesondere auf die einzigartigen Merkmale und die besonderen Qualitäten der Lindner-Produkte ein, die das Unternehmen in der Branche auszeichnen. Außerdem sprach er über das Lindner-Innovationszentrum in Kundl und die Zukunft der Landtechnik. Ein anschließend geplantes Gespräch mit dem Salzburger Agrarlandesrat Josef Schwaiger musste aufgrund einer Erkrankung des Landesrates leider abgesagt werden.

 

 

Am kommenden Tag stand ein Ortswechsel vom Pinzgau in den Flachgau, genauer gesagt nach Straßwalchen an. Johann und Silvia Schinwald betreiben dort einen Heumilchbetrieb mit etwa 60 Milchkühen und konnten den faszinierten Kolleginnen und Kollegen die Besonderheiten dieser Wirtschaftsweise, die zur Erzeugung der mit dem EU-Gütesiegel “garantiert traditionelle Spezialität” ausgezeichneten Heumilch führt, näher bringen. Die Betriebsbesichtigung wurde von Karl Neuhofer, dem Obmann der ARGE Heumilch, begleitet. Neuhofer steht seit der Gründung der ARGE vor 20 Jahren an deren Spitze und gab in unterhaltsamer Weise Einblicke in die Herausforderungen sowie die sich wandelnden Anforderungen, mit denen die ARGE im Laufe der Zeit konfrontiert war.

 

 

Den letzten Tag verbrachte die Gruppe im größten und modernsten Waldkompetenzzentrum Europas, dem Waldcampus im oberösterreichischen Traunkirchen. Neben einem grundsätzlichen Einblick in die Landwirtschaft im Alpenraum war es den Organisatoren wichtig, die Bedeutung der Forstwirtschaft für Österreich aufzuzeigen. Was lag hier näher, als das im modernsten Aus- und Weiterbildungszentrum zu ermöglichen. Neben den forstlichen Schwerpunkten durfte natürlich auch ein Abstecher in das einzigartige Hallstatt und die beeindruckenden Salzwelten nicht fehlen.

 

 

Die Teilnehmer hatten dabei die besondere Gelegenheit, in traditioneller Salzarbeiterkleidung die älteste bekannte Salzmine der Welt, die bereits seit 7.000 Jahren genutzt wird, hautnah zu erleben und selbst einen Eindruck davon zu gewinnen, wie das Leben und Arbeiten tief im Inneren des Berges abläuft.

Ein weiteres Highlight des Programms war das Treffen mit der oberösterreichischen Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger im Schloss Neuwildenstein in Bad Goisern, wo die Forstverwaltung der österreichischen Bundesforste für das Salzkammergut ansässig ist. Den krönenden Abschluss bildete ein festliches Dinner direkt am Steg des Seeschlosses Ort in Gmunden, begleitet von einem traumhaften Sonnenuntergang vor der beeindruckenden Bergkulisse des Traunsees.

 

 

Mit einer Fülle an unvergesslichen Eindrücken von der atemberaubenden Alpenlandschaft, den land- und forstwirtschaftlichen Traditionen sowie der Herzlichkeit der Menschen im Salzkammergut kehrten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfüllt in ihre Heimatländer zurück.

 

 

Herzlicher Dank gilt vor allem Stefan Nimmervoll (VAÖ-Executivemitglied in der IFAJ), der als Hauptverantwortlicher dieser unvergesslichen Post-Congress Tour zeichnete, dem Pressesprecher der Landwirtschaftskammer Salzburg, VAÖ-Vizepräsident Wolfgang Dürnberger, der das unvergleichliche Programm im Pinz- und Flachgau organisierte und natürlich der Präsidentin des ÖSFO-Niederösterreich, Waldbotschafterin Hermine Hackl, die ein fantastisches forstwirtschaftliches und kulturell-kulinarisches Programm im oberösterreichischen Salzkammergut auf die Beine stellte.

Herzlicher Dank auch an alle Unterstützer, Lindner-Traktoren mit David Lindner, der ARGE Heumilch, dem Waldcampus, den Salzwelten, der Tourismusregion Salzkammergut, dem Land Salzburg und dem Land Oberösterreich.

 

Fotos: Markus Habisch, Kallee Buchanan