Die Geschäftsführerin des Fachverbandes Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Katharina Koßdorff und die Geschäftsführerin der AMA-Marketing, Christina Mutenthaler-Sipek, zogen kürzlich in der Pressekonferenz zum Thema „Österreichischer Lebensmittelexport verliert weiter an Dynamik – Lebensmittelherstellern fehlt preisliche Wettbewerbsfähigkeit“ Bilanz über den Außenhandel im Agrar- und Lebensmittelbereich. Die VAÖ-News haben alle wichtigen Daten dazu hier gesammelt.

Die Statistik Austria hat die vorläufigen Außenhandelsdaten für das erste Halbjahr 2025 für den Agrar- und Lebensmittelbereich veröffentlicht.
Außenhandelsdaten: wichtigste Details zusammengefasst
- Die österreichischen Exporte insgesamt gingen wertmäßig um 3,1 % zurück, konnten aber mengenmäßig um 1,5 % gesteigert werden.
- Der Agrarsektor konnte wertmäßig um 4,1 % zulegen. Mengenmäßig gab es einen Rückgang um 3,2 %. Bei den Erzeugnissen der Lebensmittelindustrie betrugen die Steigerungen +3,1 % beim Wert und +0,7 % bei der Menge.
- Die Importe im Agrarsektor konnten im ersten Halbjahr 2025 wertmäßig um 8,2 % zulegen. Mengenmäßig gab es ein Minus von 1,3 %. Die Importe bei den Erzeugnissen der Lebensmittelindustrie stiegen im ersten Halbjahr 2025 um 7,9 % beim Wert. Bei der Menge gab es ein leichtes Minus von 1,0 %.
- Die Außenhandels-Bilanz im gesamten österreichischen Agrarsektor ist traditionell negativ. Das bedeutet, Österreich importiert mehr Agrarrohstoffe als es exportiert. Im ersten Halbjahr 2025 weist die AH-Bilanz des gesamten Agrarsektors Österreichs ein Minus von 1.301 Mio. Euro aus. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum lag dieses noch bei „nur“ -885 Mio. Euro.
- Die AH-Bilanz bei den Agrarwaren tierischen und pflanzlichen Ursprungs liegt aktuell bei -1.840 Mio. Euro (im vergleichbaren Vorjahreszeitraum betrug dieses Minus 1.614 Mio. Euro).
- Bei den Erzeugnissen der Lebensmittelindustrie ist die Außenhandels-Bilanz traditionell positiv. Das bedeutet: Österreich exportiert mehr verarbeitete Lebensmittel als es einführt. Das trifft trotz vermehrter Importe auch im ersten Halbjahr 2025 zu. In diesem Zeitraum sank aber die positive Außenhandelsbilanz gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum von +729 Mio. Euro auf +539 Mio. Euro.
- 90,3 % des kompletten Agrarsektors wurden im ersten Halbjahr 2025 wertmäßig in Europa abgesetzt (+5,1 %).
- 63,9 % des kompletten Agrarsektors wurden im ersten Halbjahr 2025 wertmäßig in den acht Anrainerstaaten abgesetzt (+5,1 %).
- 87,8 % der Exporte von Erzeugnissen der Lebensmittelindustrie wurden im ersten Halbjahr 2025 wertmäßig in Europa abgesetzt (+4,5 %).
- 58,3 % der Exporte von Erzeugnissen der Lebensmittelindustrie wurden im ersten Halbjahr 2025 wertmäßig in den acht Anrainerstaaten abgesetzt (+4,8 %).
- Deutschland bleibt weiterhin der wichtigste Handelspartner der Lebensmittelindustrie. Die Agrarexporte nach Deutschland sind im ersten Halbjahr 2025 ebenfalls wertmäßig gestiegen (Wert +5,5 %, Menge -7,6 %). Beim Export von Erzeugnissen der Lebensmittelindustrie nach Deutschland zeigt sich ein wertmäßiges Plus von 7,2 %, aber ein Minus bei den Exportmengen in Höhe von 3,6 %. 38,2 % aller Exporte der Lebensmittelindustrie (= 2 Mrd. Euro) gehen in das nördliche Nachbarland.
Österreichische Lebensmittel erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit
Österreichische Lebensmittel erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit – besonders in den EU-Ländern. Im ersten Halbjahr 2025 gingen über 80 Prozent der Exporte agrarischer Lebensmittel in EU-Länder und knapp 65 Prozent in unsere Nachbarländer. Ganz vorne dabei bleibt Deutschland, wohin vor allem Milchprodukte, Käse, Geflügel, Wurst, Fleischzubereitungen und Speck geliefert wurden.
Trotz aktuellen Herausforderungen im Lebensmittelbereich wie Preissteigerungen oder Unwetterereignissen finden Agrarprodukte aus Österreich inkl. Erzeugnisse der Lebensmittelindustrie guten Anklang. Der Wert der Agrarexporte stieg im ersten Halbjahr 2025 von rund 8,3 Milliarden auf 8,7 Milliarden Euro (+4,1%). Die Exportmengen sanken hingegen von 5,4 Millionen Tonnen auf 5,2 Millionen Tonnen (-3,2%). Die Agraraußenhandelsbilanz lag im ersten Halbjahr bei -1.301 Millionen Euro (1. HJ 2024: -885 Millionen Euro).

EU bleibt wichtigster Exportmarkt
Der europäische Markt ist für Österreichs Agrarwirtschaft der zentrale Partner: Über 80 Prozent der Ausfuhren gehen in den EU-Raum. Deutschland bleibt mit fast 40 Prozent Anteil an den Agrarexporten klar auf Platz eins. Dorthin wurde Agrarware im Wert von 3,38 Milliarden Euro abgesetzt – ein Plus von 5,5 Prozent. Österreich exportierte um 190 Millionen Euro mehr in das Nachbarland, als es von dort importierte. Auf den nächsten Plätzen folgen Italien, Ungarn, die Schweiz und die Niederlande – in alle diese Länder stiegen die Ausfuhren. Die USA sind erstmals nicht im Ranking unter den Top-10 der wichtigsten Exportländer Österreichs für Agrarexporte vertreten.
„Unsere Nachbarländer sind die wichtigsten Abnehmer von Produkten der österreichischen Landwirtschaft. Kurze Transportwege und die hohe Qualität unserer Lebensmittel machen sie gerade dort besonders gefragt“, sagt Christina Mutenthaler-Sipek, Geschäftsführerin der AMA-Marketing. „Allen voran bleibt Deutschland unser Herzmarkt: Nirgendwo sonst zeigt sich so klar, welch hohen Stellenwert Lebensmittel aus Österreich im Ausland genießen.“
Käse weiterhin ein Exportschlager nach Deutschland
Ein Star am deutschen Markt ist der Käse: Insgesamt wurde Käse im Wert von 269 Millionen Euro exportiert. Mit einem wertmäßigen Plus von 7,9 Prozent und einem mengenmäßigen Plus von 4,1 Prozent bleibt er Exportschlager – besonders auch durch die aktuell große Beliebtheit von Skyr, das ähnlich wie Naturjoghurt verwendet wird, aber produktionstechnisch gesehen ein Frischkäse ist. Das Milchprodukt, das durch Fermentation von entrahmter Milch entsteht und eine cremige Konsistenz hat, beinhaltet viel Protein und wenig Fett. Der Gesamtexport von Milch und Milchprodukten inklusive Käse legte wertmäßig um 7,4 Prozent zu.
„Käse und Milchprodukte sind weit mehr als nur Lebensmittel – sie sind Botschafter bäuerlicher Tradition, naturnahen Landwirtschaft und kleinstrukturierten Verarbeitung. Dass sie im Ausland so geschätzt werden, bestätigt die Arbeit der Milchbäuerinnen und -bauern“, freut sich Mutenthaler-Sipek über die ungebrochene Beliebtheit der Milchprodukte in Deutschland.
Österreichisches Geflügelfleisch in Deutschland im Trend
Momentan liegen europaweit Fleischsorten im Trend, die einen geringen Fettanteil haben und leicht zuzubereiten sind. Geflügelfleisch wurde entsprechend stark nachgefragt: wertmäßig legte der Export nach Deutschland um 13 Prozent zu, mengenmäßig um 3,8 Prozent.
Auch die Ausfuhren von Wurst und Fleischzubereitungen entwickelten sich sehr gut – hier setzte sich ein jahrelanger Aufwärtstrend mit einem Plus von 13,3 Prozent im Wert und 10,6 Prozent in der Menge fort. Damit sind Fleischerzeugnisse mittlerweile das beliebteste Exportprodukt nach Deutschland.
Außergewöhnlich präsentierten sich die Entwicklungen am Rindfleischmarkt: Während die österreichischen Haushalte laut der aktuellen RollAMA-Daten im ersten Halbjahr 2025 mehr Rindfleisch kauften, ging der Export von Rindfleisch im Zuge von deutlichen Preissteigerungen um ein Viertel in der Menge zurück. Hingegen konnte um fünf Prozent mehr Umsatz mit Rindfleischexporten erzielt werden.
Aus dem Bereich Obst und Gemüse sind in Österreich hergestellte konservierte Produkte und Marmeladen in Deutschland sehr gefragt. Die Warengruppe „Zubereitetes Obst und Gemüse“ erzielt eine Steigerung der Exporte von 7,8 Prozent im Wert, bei gleichbleibender Menge.
PA 6.10.2025 – Österreichischer Lebensmittelexport verliert weiter an Dynamik: PA 6.10.2025 – Österreichischer Lebensmittelexport verliert weiter an Dynamik
Außenhandel Agrar Lebensmittel HJ-2025 Außenhandel Agrar Lebensmittel HJ-2025
Österreichischer Agrar-Außenhandel 2025 Halbjahr Österreichischer Agrar-Außenhandel 2025 Halbjahr
PK AMA-FV 6.10.2025 Präsentation PK AMA-FV 6.10.2025 Präsentation
Fotos: AMA-Marketing/ Husar