Der Österreichische Biomasse-Verband veröffentlichte den neuen Informationsfolder „Natürlicher CO2-Kreislauf und Negativemissionen“.
Infolge der Verbrennung von Kohlenstoff aus der Erdkruste beim Einsatz der fossilen Energieträger Kohle, Öl und Erdgas und dessen Verlagerung als Kohlenstoffdioxid (CO2) in die Atmosphäre ist die globale CO2-Konzentration in der Atmosphäre seit Beginn der Industrialisierung um 52 % im Jahr 2024 gestiegen. Dies ist die Ursache der Klimaerhitzung mit immer häufigeren und intensiveren Hitzewellen, Dürren, Starkniederschlägen und Überschwemmungen. Bioenergie ersetzt fossilen durch biogenen Kohlenstoff aus dem oberirdischen Photosynthese-Kreislauf. Durch Abscheidung von biogenem CO2 können zusätzlich negative Emissionen erzielt werden. Auf diese Weise kann der CO2-Gehalt in der Atmosphäre wieder verringert werden.
Klimasmarte Forstwirtschaft – Senke durch Substitution
Eine Studie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), dem Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA), dem Umweltbundesamt und dem Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) verdeutlicht, dass die Forstwirtschaft sowie die Nutzung von Holzprodukten und Holzenergie nicht nur klimaneutral sind, sondern der Atmosphäre CO2 entziehen und damit CO2-negativ sind. Die Speicherung von Kohlenstoff in Biomasse und Holzprodukten, die Nutzung von Bioenergie hauptsächlich aus Nebenprodukten der Holzverarbeitung und die Substitution von fossil-basierten Produkten sind laut dieser Studie eine beständige Treibhausgassenke, die in Österreich zwischen 1990 und 2022 durchschnittlich 14 % der Treibhausgasemissionen kompensiert hat. Holzprodukte schwächen den Klimawandel ab, indem sie Materialien mit einem größeren CO2-Abdruck ersetzen, Kohlenstoff langfristig speichern und am Ende ihrer Lebensdauer Energie bereitstellen.
Negativemissionstechnologien für unvermeidbare Restemissionen
Aufgrund des hohen Gehaltes an Treibhausgasen in der Atmosphäre reicht die Emissionsreduktion allein nicht mehr aus. Der Weltklimarat (IPCC) betont, dass Verfahren zur Abscheidung von Emissionen und die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre mit permanenter geologischer Speicherung oder Bindung unabdingbar zur Erreichung der Klimaziele sind. Auch in Zukunft wird es noch schwer vermeidbare Prozessemissionen aus den Branchen Steine und Erden, Glas (z. B. Zement- und Kalkindustrie) und der Metallindustrie sowie energetische Emissionen aus Raffinerien und der Müllverbrennung geben. Außerhalb der Industrie gelten insbesondere die nicht-energetischen Emissionen der Landwirtschaft, der Abfallwirtschaft und aus fluorierten Gasen als schwer vermeidbar.
Hoffnungstechnologie BECCS
Mithilfe von Negativemissionstechnologien wie BECCS oder Biokohle kann CO2 aus der Atmosphäre entfernt und dauerhaft in geologischen, terrestrischen oder ozeanischen Lagerstätten oder in Produkten gespeichert werden. Bei BECCS (Bioenergy with Carbon Capture and Storage) wird CO2 aus dem Abgas der Biomasseverbrennung abgeschieden, verdichtet, zu einer Lagerstätte transportiert und permanent in der Erdkruste eingelagert. Es kommt zu einem Doppeleffekt: die Substitution fossiler Energieträger und negative Emissionen.
Österreich verfügt über eine ausgezeichnete Position für einen intensiven Einsatz von BECCS, da ausreichend große Punktquellen in der Holzverarbeitung, in Biomassekraftwerken und -heizwerken sowie ein hohes Potenzial an geologischen Speichern vorhanden sind. BECCS kann bei passenden Rahmenbedingungen bis 2040 einen jährlichen Beitrag von 5 bis 10 Millionen Tonnen an Negativemissionen in Österreich leisten.
Die Kombinationsmöglichkeit mit der CO2-Abscheidung in der Zementindustrie, der Müllverbrennung und der Stahlerzeugung bietet einen weiteren Wettbewerbsvorteil.
BECCS kann so gestaltet werden, dass damit sowohl die Waldbewirtschaftung mit möglichst hohen Kohlenstoffvorräten, die Holzindustrie als auch der Aufbau der Holzproduktespeicher und die Bioenergie als bedeutendster erneuerbarer Energieträger gestärkt werden.
Fotos, Grafiken: Biomasseverband