Die NÖ Landesausstellung 2022 „MARCHFELD Geheimnisse – Mensch.Kultur.Natur.“ hat ihre Pforten im Schloss Marchegg vom 26. März bis zum 13. November 2022 geöffnet. Der VAÖ-Ausweis gilt dabei als vollwertiger Presseausweis. Diese Regelung zu erreichen, ist dem VAÖ in Gesprächen mit den Landesausstellungs-Verantwortlichen gelungen. Die Kolleginnen und Kollegen, die die Ausstellung besuchen, werden jedoch ersucht, Belege über ihre Berichterstattung im jeweiligen Medium an die Pressestelle der Landesausstellung zu senden.

Hier der Kontakt:

Klaus Kerstinger
T: +43/2742/908046652  

Presseinformationen unter: Presse Kontakt

Hier ein Überblick über die wichtigsten Schwerpunkte:

Ein Landstrich voller Geschichten und Geheimnisse
Kornkammer oder unfruchtbare Steppe? Naturraum oder Kulturland? Storchenparadies oder Erdölfeld? Das Marchfeld scheint voller Gegensätze zu sein. Auf den ersten Blick erscheint die Region zwischen Wien und Bratislava vertraut, doch birgt sie viele Geheimnisse. Höchste Zeit, diesen besonderen Landstrich im Herzen Europas genauer in Augenschein zu nehmen.

Die NÖ Landesausstellung 2022 widmet sich daher dieser Region in all ihren Facetten. Dreh- und Angelpunkt ist das barocke Schloss Marchegg.

Unter dem Titel „MARCHFELD Geheimnisse“ werden Besucherinnen und Besucher zwischen 26. März bis 13. November 2022 zu einer faszinierenden Neuentdeckung des Marchfelds eingeladen.

Von der Schlossgeschichte bis hin zu berühmten Schlachten, von der Eiszeit bis heute, über Kultur, Mensch und Natur – die NÖ Landesaustellung bietet anhand neun verschiedener Themenschwerpunkte ein einmaliges Erlebnis für die ganze Familie.

 

Schloss Marchegg NÖ
Schloss Marchegg, NÖ Landesausstellung 2022

 

Schloss Marchegg: die „Bühne“ der Landesausstellung
Das Schloss Marchegg befindet sich im gleichnamigen Ort an der March, der 1260 als Grenzstadt zum Königreich Ungarn erbaut wurde. Im 13. Jahrhundert als landesfürstliche Stadtburg von König Ottokar II. Přemysl errichtet, kehrten im 16. Jahrhundert durch die Familie Salm modernste italienisch-renaissancezeitliche Architekturformen ein. Die ehemalige Burg erstrahlte nun erstmalig als Wohnschloss. Niklas (III.) Graf von Salm ließ das Schloss weiter ausbauen. Diese Raumstrukturen aus dem 16. Jahrhundert findet man auch heute noch vor. Herausragend ist ein äußerst seltener italienischer Treppentypus in Form einer einarmigen Festtreppe, die fast einzigartig in Ostösterreich ist. Man findet sie außer im Schloss Marchegg nur noch in einem Privatpalais in Wien.

Barocke Lebenswelten und eine berühmte Familiengruft
Das Ende des landesfürstlichen Eigentums und der Pfandherrschaft wurde im 17. Jahrhundert besiegelt, als Schloss Marchegg als erbliches Eigentum an Graf Paul (IV.) Pálffy übergeben wurde. Fortan wurde es als Lustschloss genutzt und in weiterer Folge in ein Jagdschloss umgebaut. Österreichs gekrönte Häupter gingen im Schloss Marchegg ein und aus – auch Maria Theresia. Im Festsaal wurde auf Wunsch der Kaiserin ein illusionistischer Bühnenprospekt für ein Schlosstheater eingebaut. Schloss Marchegg lebte barockes Flair. Im 20 Jahrhundert diente es bis 1945 als Wohnschloss der Familie Pálffy.
Umfassende Recherchen in den Akten des Denkmalamtes förderten in diesem Zusammenhang ein sensationelles Ergebnis zutage: Die Gruft der Familie Pálffy wurde von keinem Geringeren als vom bedeutenden österreichischen Architekten Clemens Holzmeister errichtet und zählt somit zu seinen Frühwerken. 1957 ging das Schloss in den Besitz der Gemeinde Marchegg über.

 

Reisewagen Ausstellungsstück
Römischer Reisewagen, Modell

 

Die Region: facettenreich und nicht nur von historischer Bedeutung
Im Mittelpunkt der Ausstellung „MARCHFELD Geheimnisse“ steht die enge Beziehung von Mensch und Natur im Lauf der Geschichte, insbesondere die Verwandlung des Naturraums Marchfeld in eine Kulturlandschaft. Das Sesshaft-Werden des Menschen wird genauso greifbar wie das Zeitalter des Barock, der Industriellen Revolution oder der Energiewende. Einzigartige archäologische Funde und kulturgeschichtliche sowie naturkundliche Ausstellungsobjekte machen eine Region erlebbar, die den Menschen genauso prägt wie der Mensch die Natur. Auch das Schicksal der Habsburger ist mit dem Marchfeld eng verbunden.

Die NÖ Landesausstellung bietet seinen Besucherinnen und Besuchern einen umfassenden Kompass zum gesamtheitlichen Erleben der Region. Verschiedene Kultur- und Naturvermittlungsprogramme laden zum noch tieferen Eintauchen in das Mysterium Marchfeld ein. Im Rahmen jeder Führung werden inhaltliche Impulse und Raum für individuelles Erkunden gegeben.

 

Marchfeldkanal
Natur und Kultur: Marchfeld 2022

 

Schwerpunkt 1: Kräfte der Natur
Der erste von neun Themenbereichen ist den Kräften der Natur gewidmet. Anhand verschiedener Exponate aus dem In- und Ausland werden die Entstehung des Marchfelds und dessen geologische Besonderheiten nachgezeichnet. Die Landschaft des Marchfelds glich bereits sehr früh einem vielfältigen Mosaik. Aufgelockerte Wälder wechselten sich mit offenen, nicht bewaldeten Flächen ab, Buschwälder, kräuterreiche Wiesen oder Federgrassteppen mit baumfreien Sümpfen und Salzsteppen.
Aber auch die tierischen Bewohner des Marchfelds hatten einen großen Einfluss auf die Entwicklung dieser Landschaft. Auerochsen, Wildpferde und Elche schufen nach der letzten großen Eiszeit vor 12.000 Jahren durch ihren gesunden Appetit offene Weidelandschaften. Das bedeutete Lebensraum für weitere Tiere wie Wölfe, Luchse und Bären – und damit Jagdbeute für die ersten Menschen.

Schwerpunkt 2: Erste Spuren in der Landschaft
Im Mittelpunkt des zweiten Themenbereichs steht die Ankunft der ersten Menschen im Marchfeld. Vor etwa 110.000 Jahren begann die letzte große Eiszeit in Mitteleuropa, die der heutigen Landschaft ihre Form verlieh. Gleichzeitig finden sich erste Spuren des modernen Menschen. Die Neandertaler konnten sich als erste an das kalte Klima anpassen, vor 40.000 Jahren folgte der homo sapiens. Ausgrabungen in Poysbrunn und Stillfried zeigen, dass auf dem Speiseplan dieser ersten Menschen unter anderem Mammuts und Wollnashörner standen. Vor etwa 7.500 Jahren ließen sich schließlich die ersten Ackerbauern und Viehzüchter im Marchfeld nieder. Die Sesshaftwerdung markierte einen der bedeutendsten Umbrüche im Verhältnis von Mensch und Natur. Die Bewohner verwandelten die Natur- in eine Kulturlandschaft, kultivierten Getreidesorten wie Emmer, Einkorn oder Nacktweizen, bauten Linsen sowie Schlafmohn an und domestizierten erste Wildtiere.

Schwerpunkt 3: Am Schnittpunkt von March & Donau
In diesem Themenbereich werden die Besonderheiten des Lebens an zwei Flüssen eindrücklich dargestellt. Die Flüsse Donau und March umfließen das Marchfeld südlich und östlich. Südlich von Marchegg, vor der Hainburger Pforte, treffen beide zusammen. Die Flusslandschaften weisen für Mitteleuropa einzigartige Lebensräume mit einer enorm vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt auf. Das liegt auch daran, dass die Region am Schnittpunkt dreier Klimazonen liegt. Erste Siedler machten sich dies zunutze und gebrauchten die Flüsse als Nahrungsquelle, als natürliche Barriere und praktischen Transportweg. Als die Römer im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. die Gebiete des heutigen Österreichs in ihr Reich integrierten, diente die Donau als neue Außengrenze und wurde mit einer Reihe an militärischen Anlagen befestigt. Das am südlichen Hochufer der Donau errichtete Legionslager von Carnuntum spielte bei der Überwachung des Marchfelds und der sogenannten „Bernsteinroute“ eine bedeutende Rolle. Aufgrund ihrer Lage an der Bernsteinroute brachte die March den regionalen Siedlungen in römischer Zeit beträchtliche Macht und großen Wohlstand.

Schwerpunkt 4: Aufschwung und Niedergang einer Kulturlandschaft
Seit der Karolingerzeit war die Region eine Konflikt- und Kontaktzone des Ostfränkischen Reichs mit seinen Nachbarn. Ab 976 begann sich der Landstrich zu stabilisieren und immer mehr Menschen, die Fläche für Siedlungen, Felder und Weiden benötigten, siedelten sich an. Bis ins Jahr 1300 wurden rund 100 Siedlungen gegründet. 1268 erfolgte der Bau des Schlosses Marchegg – zum damaligen Zeitpunkt die zweitgrößte Gründungsstadt des Herzogtums Österreich. Der Bauboom, die intensive Waldnutzung und damit der Rückgang der Vegetation hatten weitreichende Folgen für Mensch und Natur. Es kam zu Wanderdünen und Überschwemmungen. Klimaveränderungen, die Pestepidemie von 1348, Kriege des Spätmittelalters und Naturphänomene wie die Heuschreckenplage taten ein Übriges. Weite Landstriche verödeten. Später versuchte man den Bevölkerungsrückgang durch Ansiedelung von Arbeitskräften, vor allem aus Kroatien, auszugleichen.

Schwerpunkt 5: Vom Schlachtfeld … zur höfischen Spielwiese
Der fünfte Themenbereich der Niederösterreichischen Landesausstellung 2022 ist unter anderem berühmten Schlachten gewidmet. Etwa die Schlacht von Aspern 1809, bei der Napoleon gegen Erzherzog Karl kämpfte und sich der französische Feldherr erstmals geschlagen geben musste. Für die Habsburger spielte das Marchfeld ebenfalls eine entscheidende Rolle. Hier begann ihr Einfluss – und hier endete er auch. Die Herrschaft der Habsburger begann 1278 mit dem Sieg Rudolfs in der Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen. Sie endete nur 45 km entfernt am Bahnhof von Kopfstetten. Dort bestieg Kaiser Karl I. in den Abendstunden des 23. März 1919 den Zug ins Schweizer Exil. Während seiner 640 Jahre dauernden Herrschaft erbaute das Adelshaus viele repräsentative (Jagd-)Schlösser und herrschaftliche Sommerresidenzen mit opulenten Gartenanlagen. Von Expeditionen mitgebrachte exotische Tiere und Zierpflanzen verliehen den Gärten eine noch exklusivere Note. Einige davon sind heute im Marchfeld heimisch.

Schwerpunkt 6: Neue Formen der Energiegewinnung
Mit dem Beginn der Industriellen Revolution startete die Regulierung der Flüsse und deren Ausbau als Wasserstraßen für die großen Dampfschiffe der 1830er-Jahre. Die Industrialisierung begann im Marchfeld mit der Eröffnung der Kaiser Ferdinands-Nordbahn 1837 – der ersten dampfbetriebenen Eisenbahnlinie der Monarchie. Mit der Anbindung an das Bahnnetz siedelten sich viele Fabriken im Marchfeld an. Dafür mussten die dichten Auwälder, gewundenen Flussarme und wandernden Schotterinseln der Donau erst gezähmt werden. Die Folgen dieser Regulierung beschäftigen die Menschen der Region bis heute. Doch der wirtschaftliche Aufschwung war da und die Energiegewinnung ging weiter. 1949 wurde bei Matzen eines der flächenmäßig größten Erdölfelder Mitteleuropas erschlossen. Die breite Nutzung und die große Verfügbarkeit von Erdöl beschleunigten die Entwicklung zur heutigen Konsumgesellschaft. Auch Fragen zu Energien der Zukunft werden in diesem sechsten Teil der NÖ Landesausstellung thematisiert.

 

Wasserbau historisch
Landwirtschaftlicher kulturtechnischer Wasserbau historisch

Schwerpunkt 7: Fruchtbarer Boden
Das Marchfeld, die Kornkammer Österreichs? Die Literaten des frühen 19. Jahrhunderts verklärten das Marchfeld als schier unerschöpfliche Getreideressource vor den Toren Wiens. Zur gleichen Zeit äußerten sich Experten offen kritisch über die Fruchtbarkeit der Region und bemerkten eine Rückständigkeit in den Bewirtschaftungsmethoden. Durch den steigenden Nahrungsbedarf von Wien war das Marchfeld ab den 1880er-Jahren einem starken Produktionsdruck ausgesetzt. Um die Landwirtschaft optimieren zu können, wurden Eingriffe in die Natur nötig, wie die Donauregulierung und so genannte Meliorationen, wie Ent- und Bewässerungen oder eine Flur-Neuordnung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die landwirtschaftliche Produktivität im Marchfeld weiter. Weil die Region zu einer der trockensten Landschaften Österreichs gehört, waren aufwändige Bewässerungen notwendig, um die Erträge zu sichern und den expandierenden Feldgemüseanbau zu ermöglichen. Heute deutet die Wertschätzung von Lebensmitteln und die Hinwendung zu saisonalen und regionalen Produkten auf einen neuerlichen Wandel der Landwirtschaft hin.

Schwerpunkt 8: Fließende Grenze
Flüsse sind seit jeher Kommunikations- und Handelswege, Kontakt-, aber auch Konfliktzonen. Die March war geschichtlich gesehen vor allem verbindendes Element. Zur Staatsgrenze im modernen Sinn wurde sie erst 1918 mit der politischen Zäsur. Ab 1949 trennte der Fluss das Marchfeld als Teil des „Eisernen Vorhangs“ für mehrere Jahrzehnte von der naturräumlich und kulturell eng verbundenen Záhorie ab. Heute ist die March wieder wichtiges Verbindungsglied: Sie verknüpft als Element des „Grünen Bandes“, dem bis zu fünf Kilometer tiefen Grenzstreifen, einzigartige Naturräume zwischen dem Eismeer und dem Schwarzen Meer.

Schwerpunkt 9: Von der Natur zur Umwelt
Der neunte und letzte Themenschwerpunkt widmet sich der Frage, wie der Mensch den Lebensraum Marchfeld bestmöglich schützen kann. Im Zuge der Industrialisierung und ihrer Folgen für die Umwelt rückte diese Frage verstärkt in den Fokus. Erste Naturschutzorganisationen entstanden.1927 erhielt Österreich mit der Weikendorfer Remise das erste Naturschutzgebiet des Landes. Heute besitzt Niederösterreich viele Schutzgebiete – etwa Trockenstandorte auf Schotter und ehemaligem Flugsand oder die Auenlandschaften. Sie sind die größten, intaktesten Österreichs und auch in Europa von Bedeutung. Mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union 1995 gewinnt der Naturschutz an Bedeutung. Wichtige Impulse für den Naturschutz folgten und zahlreiche Initiativen für mehr Arten- und Lebensraumschutz, ganz besonders auch im Marchfeld, entstanden.

Fotos: NÖ Landesausstellung