Anlässlich einer Pressereise des niederländischen Agrarjournalistenverbandes (NVLJ) haben 21 Agrarjournalisten aus 13 verschiedenen europäischen Ländern die Region Friesland besucht. Aus Österreich nahmen Karin Huber vom AIZ und Johannes Schmidt von der Landwirtschaftskammer Österreich daran teil, die sich über die aktuell politisch angespannte Lage in den Niederlanden informierten, wo seit Jahren ein Konflikt um zu hohe Stickstoffemissionen schwelt.

 

 

Nach einem Urteil des obersten Verwaltungsgerichts im Jahr 2019 endlich die Grenzwerte der EU-Naturschutzrichtlinien einzuhalten, wächst in den Niederlanden der Druck auf die Regierung und somit auch auf die Landwirtschaft – insbesondere auf den Milchsektor – die Emissionen von Stickstoff, Ammoniak und CO2 zu reduzieren. Die von der Regierung geplanten Eingriffe sind mitunter radikal.

 

 

Besonders die 3.000 Tierhaltungsbetriebe in der Nähe von Naturschutzgebieten stecken in der Bredouille. Denn sie müssen entweder den Viehbestand reduzieren und in kostenaufwendige Technik zur Emissionsreduktion investieren oder sie ziehen um oder sie erhalten von der Regierung Entschädigungszahlungen, wenn sie ihren Betrieb aufgeben. Für Letzteres, das sogenannte „national buyout scheme“ und das einer Enteignung gleichkommt, sieht die Regierung 25 Mrd. Euro vor.

 

 

Die Folge waren heftige Demonstrationen von den Bauern und ein Erdrutschsieg der jungen Protestpartei „Bauern-Bürger-Bewegung“ in den Provinzwahlen am 15. März 2023. Für den amtierenden liberalen Ministerpräsidenten Mark Rutte wird die Umsetzung neuer Umweltauflagen dadurch deutlich schwieriger, da Emissionsreduktionen in die Zuständigkeit der Provinzräte fallen. Dennoch werden die Landwirte in den Niederlanden auf neue Herausforderungen reagieren müssen, etwa mit einer Reduktion des Tierbestandes, einem etwas geringeren Eiweißgehalt im Tierfutter, dem regelmäßigen Besprühen des Stallbodens mit Wasser, verstärkter Weidehaltung, emissionsmindernden Stallböden, Futtermittelzusatzstoffen oder technischen Gülleaufbereitungen bei denen Urin und feste Stoffe getrennt werden.

Niederländische Forschungs- und Wirtschaftsbetriebe (u.a. die Universität Wageningen) arbeiten mit Hochdruck an neuen innovativen Lösungen. Die niederländischen Bauern sind offen dafür, denn sie wollen auch weiterhin produzieren.

 

Fotos: Huber, AIZ