Eine Marketagent-Umfrage im Auftrag des AIZ  vom Sommer 2022 offenbart die Sorgen der Bevölkerung im Hinblick auf die Versorgungssicherheit, zeigt aber auch den Widerspruch zwischen Wünschen und Kaufverhalten der Bevölkerung. Die VAÖ-Homepage bietet als Service für Kolleginnen und Kollegen die gesamte Umfrage zum Download an (siehe unten).

 

Spannungsfeld zwischen Wünschen und Handlungsbereitschaft
Insgesamt zeigt die Marketagent-Studie das enorme Spannungsfeld zwischen Wünschen und Handlungsbereitschaft auf, in dem sich Konsumenten und bäuerliche Familienbetriebe gleichermaßen in der aktuellen Situation befinden. Die Menschen sprechen sich einerseits für eine verlässliche heimische Lebensmittelproduktion, Versorgungssicherheit und Tierwohl aus. Gleichzeitig sind sie jedoch verunsichert und sparen angesichts der Diskussionen über Inflation und Preisexplosionen. 65,3% geben an, nun wegen der Krise sehr viel stärker darauf zu achten, billige Lebensmittel zu kaufen.

87,6 % der Befragten wünschen sich mehr Unabhängigkeit Österreichs vom internationalen Handel, 81 % zeigten sich sogar bereit, eine Petition bezüglich einer vermehrten Produktion heimischer Lebensmittel zu unterstützen.

 

Moosbrugger: Unsere Bäuerinnen und Bauern können einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, uns unabhängiger bei Nahrungsmitteln, nachhaltigen Rohstoffen und erneuerbarer Energie zu machen

 

Moosbrugger: Was können Konsumenten tun?
Josef Moosbrugger, Präsident der LK Österreich, zieht mehrere Schlüsse aus dem Umfrage-Ergebnis: „Es ist zwar nobel, dass 27,4% der Befragten angeben, für Tierschutz zu spenden. Viel mehr wäre Tieren, Konsumenten und Bauern aber geholfen, wenn sie ihr Geld stattdessen in Lebensmittel aus Österreich investieren. Der tägliche Einkauf entscheidet am meisten über die Haltungsbedingungen unserer Nutztiere.“

Abhängigkeiten verringern
Für Moosbrugger ist „mehr Regionalität die richtige Antwort in der Ukraine-Russland-, aber auch Klimakrise. Die Abhängigkeit, die wir bei Gas und Treibstoffen erleben, sollten wir im Lebensmittelbereich nicht wiederholen und durch Erneuerbare auch bei Rohstoffen und Energie vermindern.“

Keine kostspieligen Experimente
„Aus meiner Sicht müssen wir als bäuerliche Interessenvertretung klar dagegenhalten, dass die Produktion durch immer höhere Auflagen teurer wird, aber zur selben Zeit geringere Preise gezahlt werden. Wer das aktuelle Spannungsfeld ignoriert und die Standards zusätzlich nach oben schraubt, nimmt mutwillig in Kauf, dass es viele bäuerliche Betriebe zu zerreißen droht. Daher lautet meine Botschaft in dieser Krise: Schluss mit noch höheren Standards, wir brauchen jetzt Stabilität und keine weiteren, kostspieligen Experimente“, verlangt der Bauernvertreter.

Moosbrugger verlangt abschließend: „Die Land- und Forstwirtschaft kann einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, uns unabhängiger bei Nahrungsmitteln, nachhaltigen Rohstoffen und erneuerbarer Energie zu machen. Die Chance sollten wir nutzen und nicht abwürgen, wie es aktuell in verschiedensten Politikbereichen der EU versucht wird. Das jüngste Beispiel war der Plan des EU-Parlaments, Holzenergie als nicht mehr erneuerbar einzustufen und de facto abzudrehen – ein verantwortungsloser Irrsinn in Zeiten dieser enormen Energiekrise. Wir müssen vielmehr raus aus der fossilen Sackgasse und rein in die erneuerbare Zukunft – und zwar rasch.“

Hier alle Details der Umfrage zum Download: Versorgungssicherheit Ukraine Juni 2022

 

Fotos: Anna Schreiner, Magdalena Hofer