Wintertagung 2023 des Ökosozialen Forums: Kommunikationstag. Im Mittelpunkt dieses Fachtags stand die Frage, wie man Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit erfolgreich kommunizieren kann.

 

 

Als einziger Fachtag fand der Kommunikationstag als reine Online-Veranstaltung statt. Ein großer Vorteil des virtuellen Raums ist es bekanntlich, dass sich dort ortsunabhängig Menschen miteinander vernetzen können. Deshalb ist es auch gelungen, hochkarätige Vortragende aus dem Ausland für diesen Fachtag zu gewinnen. Marco Grossmann & Matthias Wüthrich von Circular Economy Switzerland hielten gleich zu Beginn ein Plädoyer für das Konzept der Kreislaufwirtschaft, welches Jonas Kolbe von der deutschen CISION GmbH als große Chance für die PR und Unternehmenskommunikation identifizierte. Johannes Burchhart, Land- und Gastwirt aus Michelhausen, zeigte vor, wie engagierte junge Menschen aus der Land- und Forstwirtschaft die Themen Nachhaltigkeit & Kreislaufwirtschaft in den Sozialen Medien höchst erfolgreich kommunizieren. Diese sogenannten „Farmfluencer“ erreichen mit ihren Beiträgen bis zu zehn Millionen Menschen und haben insgesamt fast 200.000 Followern in den Sozialen Netzwerken.

 

Timo Küntzle (re) und Johannes Burchhart beim Fachtag Kommunikation

 

Wertekommunikation zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Der zweite Teil des Kommunikationstag drehte sich rund um das Thema Wertekommunikation zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Marion Göstl-Höllerer von der Kapp Hebein Partner GmbH wies auf künftige Berichtspflichten im ESG-Bereich hin. Dort werden die Nachhaltigkeitsberichte konkrete Risiken offenlegen und somit die Grundlage schaffen. die Unternehmen mehr in die Verantwortung zu nehmen. Dies nahm auch Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei GreenPeace CEE Österreich, zum Anlass, um auf die Greenwashing-Gefahr bei der Nachhaltigkeits-Kommunikation hinzuweisen.

 

Ursula Bittner, Marion Göstl-Höllerer und Timo Küntzle (v.l.) beim Fachtag Kommunikation

 

Raus aus der „Greenwashing-Falle“
Abgerundet wurde der Tag vom stellvertretenden Direktor des Schweizer Bauernverbands, Urs Schneider, der die vielen Vorteile aufzeigte, wenn die Kommunikation koordiniert und aktiv von den Bäuerinnen & Bauern selbst in die Hand genommen wird. Dadurch konnte so manche eidgenössische Volksabstimmung im Sinne der Landwirtschaft entschieden werden. Strategien, wie man der „Greenwashing-Falle“ beim Kommunizieren von Nachhaltigkeit entkommen kann, wurden bei der abschließenden Podiums- und Publikumsdiskussion aufgezeigt, die Moderator Timo Küntzle souverän und professionell führte.

 

 

Pernkopf: Selbst produzieren und unabhängig bleiben
Der Präsident des Ökosozialen Forums, Stephan Pernkopf, betonte, dass Österreich die jüngsten Krisen gut überstanden hat. „Aber wir müssen die landwirtschaftliche Produktion nachhaltig intensivieren, denn die Zahl der unterernährten Menschen steigt global seit 2019 wieder an. Europa muss daher seine Lebensmittel selbst produzieren und die Bäuerinnen und Bauern können das auch – wir müssen sie nur lassen. Das belegen die heimischen Betriebe, die im globalen Vergleich am ökologischsten und trotzdem effizient produzieren. Von der EU-Agrarpolitik, durch die wir weniger produzieren, halte ich wenig. In Europa haben wir gesehen, wie abhängig wir etwa bei Medikamenten geworden sind. Das darf bei Lebensmitteln nicht passieren. Das Ökosoziale Forum spricht sich zudem für eine Bevorratung wichtiger Produkte und Lebensmittel aus, um nicht erpressbar zu sein. Die Bundesregierung soll das auch im Krisensicherheitsgesetz verankern. Wir müssen auch weg von der Förderband- und hin zur Kreislaufwirtschaft. Dabei möchte ich mich für die Bemühungen beim Grünen Gas bedanken, denn es ist ein wertvoller Energieträger, der aus Reststoffen gewonnen wird.“

 

Fotos: Ökosoziales Forum