Die Seminarbäuerinnen feierten sie im Rahmen ihres Bundesforums in Linz am 7. und 8. November ihr 30-jähriges Bestehen. Begonnen hat es in den 1990er Jahren, als die Notwendigkeit erkannt wurde, die sogenannten „Produktverwertungskurse“ für interessierte Konsumentinnen zu öffnen und alles auf eine professionelle Ebene zu heben. Heute ist ihre Wirkung in Gesellschaft und Öffentlichkeit enorm: Die Seminarbäuerinnen haben im Dienst der Landwirtschaft einen engen Kontakt mit fast 1,3 Mio. Konsumentinnen und Konsumenten.
Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger informierte über die Hintergründe der Seminarbäuerinnen-Bewegung: „Immer weniger Menschen haben Bezug zur Landwirtschaft oder wissen durch Bäuerinnen oder Bauern aus dem Familien- oder Freundeskreis über deren Arbeit Bescheid. Die Gesellschaft ist nicht mehr so firm in Lebensmittelkunde. Wissensdefizite über die werterhaltende Verwendung regionaler Erzeugnisse sowie über gesunde Ernährung treten zutage. Da heißt es Maßnahmen ergreifen und gegensteuern.“
Seminarbäuerinnen: Botschafterinnen der Landwirtschaft
Seminarbäuerinnen sind erfahrene und geschulte Bäuerinnen, welche wertvolles Wissen rund um regionale Lebensmittel vermitteln. Sie sind versiert im Umgang mit Konsumentinnen aller Altersklassen, geschult in der pädagogischen Vermittlung von agrarischem Wissen – insbesondere über regionale Lebensmittel und hochwertiger Ernährung -, stehen im direkten Kontakt zur Öffentlichkeit und sind damit authentische Botschafterinnen der heimischen Landwirtschaft.
Umfassende Ausbildung für kompetente Beratung
„Bundesweit haben 1.134 Bäuerinnen und seit einigen Jahren auch Bauern in insgesamt 75 Kursen die nötigen fachlichen, persönlichen und organisatorischen Kompetenzen erworben, um verschiedenste Veranstaltungen von Backkursen bis zum Käseseminar zu organisieren und durchzuführen, Inhalte kompetent vorzutragen und ihre Erzeugnisse interessant zu präsentieren. Zwischen 300 und 400 von ihnen, Tendenz steigend, sind jährlich im Einsatz, um authentische Einblicke in eine moderne Landwirtschaft zu geben und damit zu einem konstruktiven Dialog zwischen Konsumentin und Erzeugerin beizutragen und auch ein berufliches Standbein als Zusatzeinkommen für den Betrieb zu haben“, erklärt Maria Hutter, Vorsitzende des LFI Österreich sowie des Bildungsausschusses der LK Österreich.
Aufgabengebiete der Seminarbäuerinnen
Die Aufgabengebiete der Seminarbäuerinnen konzentrieren sich auf drei Bereiche:
- Informationsvermittlung bei Messen
- Veranstaltungen und in Supermärkten
- Koch- und Backkurse sowie die Arbeit mit Kindern in den Schulen
Informieren hat oberste Priorität
Information ist dabei oberste Agenda. Bei Messen, Veranstaltungen und am Point-of-Sale in Supermärkten teilen die Seminarbäuerinnen ihr Wissen über Kennzeichnungen, Qualitätsmerkmale und Herkunft mit den Konsumentinnen, ermöglichen diesen damit einen bewusst regionalen Einkauf und unterstützen deren Partnerschaft zur heimischen Landwirtschaft. Als Kursleiterinnen führen die Seminarbäuerinnen Koch-, Back- und Kreativkurse durch – allein in den vergangenen zehn Jahren haben sie mit ihren Bildungsangeboten für Erwachsene (im Jahresschnitt 1.700 Workshops), Kinder und Jugendliche (durchschnittlich 1.900 Einsätze in Schulen) und bei den Point of Sale- sowie Messeeinsätzen 1.288.137 Menschen erreicht.
Von Kochkursen zu Cookinaren und Blogs
Die Corona-Pandemie war auch bei den Seminarbäuerinnen eine Zäsur. Lockdowns und andere Schutzmaßnahmen haben den direkten Kontakt zu den Konsumentinnen kurzzeitig zum Erliegen gebracht. Doch nur solange, bis sie sich mit dem neuen Terrain Soziale Medien angefreundet hatten und mit „Cookinaren“ sowie anderen Online-Workshops neu durchstarteten und ihre Followerinnen und Follower fanden. Manche Seminarbäuerin ist mittlerweile als Bloggerin sehr erfolgreich.
Immer griffbereit ist das Wissen der Seminarbäuerinnen Österreichs durch deren zahlreiche Rezepthefte und Kochbücher, die eine große Anzahl an Gerichten aus der traditionellen, ebenso wie der modernen Küche enthalten und unter bestellt bzw. als Blätterkatalog eingesehen werden können.
Schuleinsätze sind sehr gefragt
Der Grundstein für eine gesunde Ernährung kann nicht früh genug gelegt werden. Das wissen die Seminarbäuerinnen nur zu gut und setzen einen Schwerpunkt in der Bewusstseinsbildung bei Kindern und Jugendlichen, denen sie theoretisches und praktisches Wissen über die Landwirtschaft und deren Lebensmittelerzeugung direkt ins Klassenzimmer liefern. Je nach Altersgruppe der Kinder reicht der Themenbogen von „Kuhle Milch für coole Kids“ bis zum Workshop „Wie kommt das Gras in den Burger?“ mit Wissenswertem zur heimischen Rindfleischproduktion oder dem Angebot „Mein Essen – meine Zukunft“.
Fotos: Erwin Pils