Seit jeher bevölkerten Fische die Seitenarme der Donau, die die Auenlandschaft von „Zwischenbrücken“ im heutigen 20. Wiener Gemeindebezirk durchzogen haben, ehe deren Lebensraum ab den 1860er Jahren den massiven Aufschüttungen für die großen Bahnhöfe und die Donauregulierung zum Opfer fiel; so auch am Areal des Nordwestbahnhofs.
Der Fischbedarf der rasant anwachsenden Stadt musste anders gedeckt werden. Ab ca. 1900 entwickelte sich der Nordwestbahnhof sukzessive zum wichtigsten Wiener „Fischbahnhof“, auf dem noch bis 1983 von der Nordsee mit der Bahn transportierte Fische verarbeitet und auf die Wiener Märkte ausgeliefert wurden.
Diese Geschichte und die sich darum rankenden Geschichten zeigt das Museum Nordwestbahnhof mit seiner Fischgeschichten-Sammlung und einem Fisch-Graffiti. Expertinnen und Experten führen Interessierte (nach Anmeldung) zu den vormaligen Lebensräumen der Donaufische entlang des sogenannten Fahnenstangengewässers „unter“ dem heutigen Nordwestbahnhof, zu verbliebenen Spuren des Transports und der Verarbeitung von Fischen vor Ort, zu vom Museum errichteten temporären Fisch-Gräbern und -Denkmälern (für den Hausen), sowie zu Zitaten an Werken anderer Künstlerinnen und Künstler.
Ausstellung am Wiener Nordwestbahnhof
In den neuen Räumen des Museums in der Nordwestbahnstraße 16 wird die Geschichte des Wiener Nordwestbahnhofs gezeigt, des letzten innerstadtnahen Logistikknotens, der demnächst einem neuen Wohngebiet für 12.000 Bewohnerinnen und Bewohner weichen wird müssen.
Sonderausstellung zur Rolle des Fisches in der Wiener Stadtgeschichte
Diese permanente Ausstellung wird durch eine neue Sonderausstellung zur Rolle des Fisches in der Wiener Stadtgeschichte ergänzt: Denn ein Großteil der Fläche des heutigen 2. und 20. Bezirks wurden erst im Zuge der Donauregulierung durch massive Aufschüttungen der Donauarme als zusätzliches Bauland gewonnen. Hier wurden bedeutende Infrastrukturen für die Industrialisierung errichtet, u. a auch der Wiener Nordwestbahnhof. Diesem Modernisierungsschub fielen jedoch tausende Fische zum Opfer, die unter der vier Meter hohen großflächigen Aufschüttung begraben wurden.
Sonderausstellung im Museum Nordwestbahnhof und Interventionen im Außenraum des Bahnhofsareals
Jeden Donnerstag von 15 bis 19 Uhr, bei Veranstaltungen oder nach persönlicher Vereinbarung geöffnet:
Anmeldung unbedingt erforderlich.
Fotos: Christopher Mavric, Shirin Omran, Wolfgang Thaler, Peter Trautwein, Michael Zinganel