Eva Konzett, die Eduard-Hartmann-Preisträgerin 2020, wurde am 1. März stellvertretende Chefredakteurin des Falter. Der zweite Kollege in der selben Funktion ist Martin Staudinger. Der bisherige Chef Armin Thurnher zieht sich auf den Herausgeber-Posten zurück.
Thurnher schreibt in der Ausgabe FALTER 9/2025: „Per 1. März ziehe ich mich vom Posten des Falter-Chefredakteurs zurück. Vierzig Jahre sind genug. Florian Klenk, 51, füllt diesen Posten fortan allein mit Verve und Umsicht aus. Ich bleibe Herausgeber des Falter, Kommentator sowieso und Seuchenkolumnist ohnehin. Zugleich reagieren wir auf die veränderte Medienlage. Eva Konzett, 40, und Martin Staudinger, 56, sind nun stellvertretende Chefredakteure. Konzett ist für den gedruckten Falter zuständig, Staudinger dafür, dass Falter-Inhalte adäquat auf der Website erscheinen.“
Eva Konzett erhielt 2020 den Eduard-Hartmann-Preis des VAÖ. Die Laudatio auf die Journalistin hielt damals der Journalist, Kolumnist und Herausgeber der Zeitschrift „Biorama“ Thomas Weber.
Hier seine Worte:
Laudatio auf Eva Konzett (2020)
»Beginnen wir mit Bedauernswertem: Lob ist selten geworden. Gerade meine Branche, die Journalistinnen und Journalisten, lobt und loben viel zu selten. Es gilt als suspekt, doch das ist ein Fehler. Verdienste gehören gewürdigt, erst recht besondere Verdienste. Deshalb freue ich mich, hier heute an dieser Stelle meine Kollegin Eva Konzett ausdrücklich loben zu dürfen – ein schönes, altmodisches Wort – loben, weil sie es verdient und weil es aus meiner Sicht im hier und jetzt keine andere Kollegin gäbe und auch keinen anderen Kollegen aus einem „nicht-agrarischen Medium“, und das meine ich tatsächlich ohne Übertreibung, die oder der es mehr verdient hätte, den
Eduard-Hartmann-Preis verliehen zu bekommen. Preisverleihungen mögen mitunter umstritten sein. Heute sind sich alle einig.
Das erste Mal auffällig wurde die gebürtige Vorarlbergerin nachdem sie ihr Studium der Romanistik und der Vergleichenden Literaturwissenschaften in Wien und im rumänischen Cluj-Napoca abgeschlossen hatte und nach ihrem Berufseinstieg beim Wirtschaftsblatt bei der Zeitschrift DATUM auftauchte.
Auffällig war, dass mit Evas Engagement dort, beim DATUM plötzlich auch Landwirtschaft auftauchte, Themen aus der Lebensmittelproduktion, komplexe Hintergrundrecherche mit Gespür und ernsthaftem Interesse für soziale Zusammenhänge, weit über nationale Befindlichkeiten hinaus, die Agrarberichterstattung manchmal dominieren, vor allem auch mit ernsthaftem Interesse für Osteuropa und den besonders rasanten Wandel, dem sich die Landwirtschaft dort ausgesetzt sieht.
Und das alles auch noch wirklich gut geschrieben und vor allem so, dass einem selbst unangenehme Aspekte beim Lesen Freude bereiteten. Eva Konzett kann schreiben – und sie kann mit Menschen. Das hört man allen ihren Texten an.
Es sind keineswegs ausschließlich agrarische Themen, derer sich Eva zuerst beim DATUM und dann bei der Stadt- und Politzeitschrift FALTER – wo sie seit Februar 2019 als fixe Redakteurin beschäftigt ist – annahm. Aber dafür wird sie heute hier am Fest des Agrarjournalismus ausgezeichnet.
Es ist nicht der erste Preis, der Eva Konzett zugedacht wird. Bereits als freie Journalistin für u.a. die FAZ, Zeit online und Profil gab es bereits Würdigungen – etwa den Georg von Holtzbrinck Preis für Wirtschaftspublizistik (2015) oder die „Grünen Reportage“, den Nachwuchspreis des VDAJ, des Verbands Deutscher Agrarjournalistinnen und -Journalisten.
„Sie ist eine Naturgewalt – und seitdem sie beim FALTER ist, explodiert sie förmlich.“ Das hat ihr ehemaliger Chefredakteur, Stefan Apfl vom DATUM, gesagt, mit dem ich heute Nachmittag noch telefoniert habe. Wer ihn kennt weiß: Auch er ist ein Menschenfreund. Aber es ist keineswegs alltäglich, dass er von Kolleginnen und Kollegen schwärmt. Auf Eva Konzett angesprochen meinte er: „Ich bin im Vorstandsteam des Fanclubs von Eva Konzett.“ Ich schätze, das sind einige hier.
Sie ist sehr gebildet, lässt das aber nicht ungut raushängen. Sie ist irrsinnig informiert, schnell, sachlich durchdringend und mit historischem Wissen, fair, ausgewogen, abwägend, möchte ich sagen, aber selten haltungslos.
Aber nicht nur Eva Konzetts Arbeit und ihre Arbeitsweise sind bemerkenswert. Es ist auch die Rolle, die sie sich erschrieben und mit Fleiß und Disziplin erarbeitet hat. Ganz ehrlich: Wer hätte noch vor ein paar Jahren gedacht, dass auch viele Bäuerinnen und Bauern anerkennend und gerne eine Wiener Stadtzeitung lesen?
Und das nicht nur, weil sie Zeit und Interesse für Kultur oder Politik aufbringen können, sondern auch, weil sie sich und ihren Alltag, ihre Branche repräsentiert und wertgeschätzt sehen, mit der nötigen Distanz kritisiert, aber nie weltfremd abgehandelt sehen.
Das ist, ich muss es noch einmal sagen, überaus bemerkenswert. Und eine Errungenschaft. Erst recht in einer Welt, in der die Distanz zwischen Stadt und dem sogenannten Ländlichen Raum immer größer wird.
Eva Konzett stiftet mit ihrer Arbeit Verständnis, sie vermittelt und stellt ein davor fehlendes Missing Link zwischen urbanem Lotterleben und ländlicher Leidenschaft und Beharrlichkeit dar. Ich kenne nicht wenige Höfe, auf denen seit ein, zwei Jahren neben der BauerZeitung, dem Blick ins Land und der Raiffeisen Zeitung als einziges Printmedium wöchentlich der Falter im Abo hereinflattert.
Erlauben Sie mir einen einzigen Exkurs. Ich habe selbst, vor Jahren, meinem damaligen Chef, dem Herausgeber eines mittlerweile eingestellten Wirtschaftsmagazin, immer wieder Agrarthemen vorgeschlagen. Nicht Woche für Woche, aber immer wieder. Irgendwann – er hatte meinen Vorschlag in der Redaktionssitzung mit einem vehementen „Die Bauern san alle Trotteln“ – abgeschmettert, habe ich es bleiben lassen. Mich auf andere Branchen konzentriert.
Warum ich das sage? Um noch einmal zu unterstreichen, dass Evas Engagement, ihr Wirken eben nicht selbstverständlich ist.
Auch das, denke ich, wird heute Abend hier ausgezeichnet.
Abschließend möchte ich ein Geheimnis verraten: Eva Konzett war, vor ziemlich genau einem Jahr, dabei, dem Journalismus den Rücken zu kehren. Ihr Auftauchen in einer anderen Branche war bereits angekündigt und publik.
Ich weiß: Sie hätte ihre Sache dort genauso gut gemacht. Aber es wäre ein Verlust für den Journalismus gewesen, hätte sie ihn sein gelassen.
Weil wir vorhin vom altmodische Wort „loben“ gesprochen haben. Dieses Lob ist natürlich bestärkend, anregend und v.a. motivierend gemeint.
Deshalb, liebe Eva, das sage ich auch im Namen des versammelten Auditoriums heute: Herzlichen Glückwunsch, Eva. Und bitte weiter so!«
Vorgetragen am 15. Jänner 2020 im Raiffeisenhaus Wien am Fest des Agrarjournalismus.
Fotos: VAÖ