Die Agri-Press Abteilung des Generaldirektorates Landwirtschaft der Europäischen Kommission lud Ende Mai 30 Agrarjournalistinnen und Agrarjournalisten aus EU-Mitgliedsländern zu einem Hintergrund-Seminar in die Europäische Kommission und anschließend zu Betriebsbesichtigungen in das Umland von Brüssel ein. Aus Österreich nahm VAÖ-Kollege Markus Habisch daran teil und gibt einen kurzen Erfahrungsbericht.
Bei den Vorträgen wurden einerseits die Erfahrungen („Learnings“) aus den jüngsten europaweiten Bauernprotesten erörtert, andererseits gab es bereits ein Ausblick auf die kommende Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik. Die Vorbereitungen dafür beginnen nämlich bereits zu laufen. Ab Jänner 2028 sollen die dann neuen Regeln umgesetzt werden. Von den offiziellen EU-Vertretern wurde aufgezeigt, wie rasch in Brüssel mit Änderungen auf die Bauernproteste reagiert wurde, um gewisse aktuelle in der GAP geltende Bestimmungen zu vereinfachen, ohne dabei die ambitionierten Programme insgesamt zu unterminieren.
Bei der inhaltlichen Ausgestaltung der künftigen GAP-Periode kommt es nicht nur auf die im Europäischen Parlament und in der Europäischen Kommission nach den Wahlen im Juni 2024 zuständigen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger an, sondern auch darauf, wie zielgenau es zukünftig gelingen wird, Konditionalitäten für die Teilnahme an gewissen Programmen genau auf jenen Ebenen festzumachen, auf denen sie in der Umsetzung besten aufgehoben sind. Als ein Beispiel sei hier genannt, dass man versucht, die sogenannte „Kalenderlandwirtschaft“ dahingehend zu adaptieren, dass den Landwirtinnen und Landwirten in den einzelnen Regionen mehr Flexibilität zugebilligt wird, wenn es darum geht, aufgrund immer öfter eintretender Wetterkapriolen die in den Regeln starr fixierte Termine auch einzuhalten.
Ein gemeinsames Bekenntnis zu einer flächendeckenden Landwirtschaft in Europa, zu einem wirtschaftlich tragfähigen Bauerneinkommen und zu planbaren Rahmenbedingungen war dabei der sprichwörtlich „rote Faden“, der sich durch all die von den EU-Stellen gebotenen Informationen zog.
Als perfekte Ergänzung zu den Vorträgen und Diskussionen mit den offiziellen Vertretern der Europäischen Kommission eröffnete sich für die Journalistinnen und Journalisten außerdem die Gelegenheit, belgische Bauernhöfe zu besichtigen. Dabei wurde die bäuerliche Genossenschaftsinitiative „Fairebel“ vorgestellt. In den Marktsegmenten Milch und Milchprodukte, Obst und Fleisch organisieren die Mitglieder mit Handelsketten eigene Vereinbarungen, um den Bäuerinnen und Bauern kostendeckende Preise auszahlen zu können. In der Genossenschaft sind neben den bäuerlichen Eigentümern auch Konsumentinnen und Konsumenten als Teilhaber willkommen. Habisch: „Natürlich wurde nicht nur die Genossenschaftsinitiative theoretisch vorgestellt, es wurden zwei teilnehmende Betriebe besucht und die Produkte standen zur Verkostung bereit.“
Fotos: Habisch