Bäuerinnen und Bauern sind im gesellschaftlichen Vergleich „vorne dabei“, wenn es um Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und smarte Technologien geht und sehen diese Bereiche als Zukunftschance. Das ergab die jüngst durchgeführte Studie des „Digital Skills Barometers“, die der Verein fit4internet in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Österreich und dem Ländlichen Fortbildungsinstitut, unterstützt vom Landwirtschaftsministerium, durchgeführt hat.

 

Präsentieren erfreuliches Ergebnis: Martin Hirt, Leiter der Digitalisierungsagenden der LK Österreich, Maria Hutter, Obfrau des LFI Österreich und LKÖ-Bildungsausschuss-Vorsitzende und LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger

 

„Das Digital Skills Barometer verdeutlicht, dass Digitalisierung für die Zukunftsfitness unserer Betriebe besonders wichtig ist. Die Ergebnisse belegen, dass die Bäuerinnen und Bauern mit den Erfordernissen der Zeit Schritt halten und damit verbundene Chancen nützen. Drohnen, GPS-gesteuerte Traktoren oder Sensoren in der Tierhaltung sind nur einige Beispiele, wie die Betriebe bereits jetzt Digitalisierung nutzen“, erklärt Josef Moosbrugger, Präsident der LK Österreich.

Bäuerinnen und Bauern sind häufig „Vorne-Dabei’s“
Die Studie zeigt, dass knapp die Hälfte der befragten Landwirtinnen und Landwirte (49 %) in der Gruppe der „digitalen Vorne-Dabei’s“ angesiedelt ist. In der Gesamtbevölkerung sind es hingegen 31 % bzw. 36 % bei den Arbeitnehmern. Zu den „digitalen Mit-Dabei’s“ zählen 36 % der befragten Bäuerinnen und Bauern, 41 % der gesamten Bevölkerung und 41 % der Arbeitnehmer. Die dritte Gruppe sind die „digitalen Nachzügler“, denen nur 15 % der Landwirte, aber 28 % der Gesamtbevölkerung und 23 % der Arbeitnehmer zugerechnet werden. Im Vergleich zu unselbständig beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern finden sich somit verhältnismäßig viele Bäuerinnen und Bauern unter den „Vorne Dabei’s“ wieder, also jener Gruppe, deren digitale Kompetenzen besonders gut ausgebildet sind.

 

 

Digital Skills Barometer
Beim Digital Skills Barometer handelt es sich um die größte Umfrage zu digitalen Kompetenzen in Österreich. Insgesamt haben an der Online-Studie 3.664 Österreicherinnen und Österreicher, davon 2.239 Arbeitnehmer und 517 Bauern, teilgenommen. Erstmals fand eine spezielle Auswertung für die landwirtschaftliche Bevölkerung statt.

13 % der Bäuerinnen und Bauern nutzen bereits KI
In der Landwirtschaft halten KI-basierte Lösungen immer mehr Einzug, wie zum Beispiel die automatische Bilderkennung bei der Unkrautbekämpfung oder Sensoren, die Geburten frühzeitig erkennen oder tierindividuelle Gesundheitsdaten liefern. 51 % der Bäuerinnen und Bauern konnten die Wissensfragen rund um KI richtig beantworten, während die Gesamtbevölkerung nur 37 % und Arbeitnehmer 39 % erzielten. 13 % der Landwirte gaben zudem an, KI-basierte Lösungen regelmäßig zu nützen. 59 % der Landwirte sehen Digitalisierung zudem als Chance, bei Arbeitnehmern wiederum 49 %.

„Wer die Land- und Forstwirtschaft kennt, weiß, wie früh die Digitalisierung in unserer Branche Einzug gehalten hat und wie wichtig entsprechende Kompetenzen heutzutage sind. Von daher sind das besonders hohe digitale Interesse und Wissen der bäuerlichen Bevölkerung keine große Überraschung“, betont Moosbrugger. Interessant ist außerdem, dass 66 % der Arbeitnehmer vermuten, dass Tätigkeiten in ihrem Beruf ganz oder teilweise überflüssig werden, aber nur 27 % der Bäuerinnen und Bauern.

 

 

„Durch die Digitalisierung erwarten sich Betriebe vor allem Arbeitserleichterung, Zeit- und Kostenersparnis. Dabei können einzelne Arbeitsschritte von Maschinen übernommen oder durch KI vereinfacht werden. Viele manuelle Tätigkeiten und betriebliches Management werden in vielen landwirtschaftlichen Bereichen aber unersetzbar bleiben. Bauern werden daher immer Bauern bleiben, während in anderen Branchen ganze Berufsbilder grundlegenden Veränderungen unterliegen“, erklärt Martin Hirt, Leiter der Digitalisierungsagenden der LK Österreich.

Hoher bäuerlicher Weiterbildungsbedarf
Das Bewusstsein, dass es digitales Wissen für die Zukunft braucht, ist in der bäuerlichen Bevölkerung besonders stark verankert. 79 % der Bäuerinnen und Bauern stimmen der Frage, ob sie digitale Kompetenzen benötigen, um ihre beruflichen Tätigkeiten erfüllen können, völlig oder eher zu, während es bei den Arbeitnehmern um 20 % weniger sind. 77 % der Landwirte und 66 % der Arbeitnehmer geben an, sich bewusst digitales Wissen anzueignen. Rund drei Viertel der befragten Bäuerinnen und Bauern (74 %) möchte außerdem mit den technologischen Entwicklungen Schritt halten. „Die Ländlichen Fortbildungsinstitute bieten seit vielen Jahren Kurse an, um digitale Kompetenzen zu fördern. Auch angesichts des Bedarfs wollen wir das Angebot jetzt noch weiter ausbauen und mehr Möglichkeiten für die Bäuerinnen und Bauern schaffen, ihr Wissen zu erweitern“, unterstreicht Maria Hutter, Obfrau des LFI Österreich und LKÖ-Bildungsausschuss-Vorsitzende.

 

Download: Digital-Skills-Barometer_2024

 

Foto: Jung-Leithner/LKÖ, Grafik: LKÖ/Erhardt