Green Care hat sich als Diversifizierungsform in der Land- und Forstwirtschaft etabliert. 120 zertifizierte Betriebe bieten aktuell österreichweit Dienstleistungen im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich an. Nun wurde das Zertifizierungssystem gründlich überarbeitet – für mehr Übersichtlichkeit und noch mehr Qualität am Hof.
Optimierung der Prozesse und Angebotsbereiche
Der gesamte Zertifizierungsprozess und die Nutztierprüfung wurden evaluiert und überarbeitet. Mit der Reduktion der bisher zwölf Angebotsbereiche auf sieben wird mehr Übersichtlichkeit garantiert. Ab 1. Juli 2024 können sich interessierte Höfe jetzt in folgenden Bereichen zertifizieren:
Bildung und Freizeit am Hof
Naturnahe Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder, Jugendliche oder ältere Menschen. Im Mittelpunkt stehen Themen wie Lebensmittel, Tiere, Wald und Garten sowie das bäuerliche Handwerk und Brauchtum. Darüber hinaus können spannende Ferienprogramme, Naturspiele und kreative Tätigkeiten oder einfach gesellige Runden am Hof angeboten werden.
Gesundheit und Auszeit am Hof
Erholung in der Natur, die Interaktion mit Tieren, körperliche Aktivität in Garten und Wald, Wissen über gesunde Lebensmittel, soziale Kontakte – so können Wohlbefinden und Gesundheitskompetenz gestärkt werden. Von der präventiven Auszeit am Hof bis zu spezifischen therapeutischen Maßnahmen kann eine Vielzahl an naturnahen Dienstleistungen mit den Schwerpunkten Bewegung, Ernährung und psychosoziale Gesundheit angeboten werden.
Tiergestützte Intervention am Hof
Bei der Tiergestützten Intervention werden landwirtschaftliche Nutztiere und Pferde im klinischen Kontext, in der Lernbegleitung, der Sozialen Arbeit bis hin zum Teamcoaching eingesetzt. Sie findet im Einzel- oder Gruppensetting statt und fördert die körperliche, emotionale und psychische Entwicklung der Menschen. Für dieses Angebot werden ein pädagogischer, sozialer oder therapeutischer Grundberuf und darüber hinaus eine tiergestützte Qualifikation vorausgesetzt.
Green Care Tiergestützte Aktivität am Hof
Kühe beobachten, Hühner füttern, Schafe streicheln: Bei tiergestützten Aktivitäten erleben Kinder, Jugendliche, Familien sowie Senioren den Bauernhof mit allen Sinnen und erlernen einen achtsamen Kontakt zu den Tieren. Im Gegensatz zur Tiergestützten Intervention, bei der die individuelle Entwicklung der betroffenen Menschen im Mittelpunkt steht, legt die Tiergestützte Aktivität den Fokus auf anregende Freizeiterlebnisse mit Tieren. Für dieses Angebot wird eine tiergestützte Qualifikation benötigt.
Kinderbetreuung am Hof
Betreuungsangebote wie Kindergärten, Tageseltern oder ein Hort am Hof bieten Kindern und Jugendlichen nicht nur wohnortnahe Betreuung. Sie schaffen auch die Möglichkeit, Verantwortung für Tiere zu übernehmen, natürliche Kreisläufe hautnah zu erleben oder die gesunde Jause direkt aus dem Garten zu holen. Gleichzeitig stärken diese Betreuungsmöglichkeiten die soziale Infrastruktur am Land und unterstützen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Betreuung und Pflege am Hof
Stationäre Betreuungsangebote oder ein Tageszentrum am Hof bieten jüngeren und älteren Menschen eine Umgebung, die zur Aktivität animiert. Das Heu riechen, Kontakt zu Tieren haben, an den alltäglichen Arbeiten am Hof teilnehmen – all dies fördert und erhält geistige und körperliche Ressourcen. Hinzu kommt das soziale Miteinander im familiären Setting kleiner Betreuungseinheiten.
Arbeit und Beschäftigung am Hof
Bauernhöfe bieten eine Vielzahl an Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, die an die Bedürfnisse der Zielgruppen angepasst werden können. Es geht um sinnvolle Tagesstruktur für Menschen mit Behinderung oder arbeitsmarktpolitische Projekte für erwerbslose Personen.
Fotos: Green Care, Ulrich Zinell, Mika Corbis, Westend61, Creatina, Gärtnerhof GIN, Ratheiser