Wie können wir den Konsumenten besser erklären, wie ihr Essen vom Bauernhof auf den Tisch kommt? Und wie lassen sich Menschen ohne erhobenen Zeigefinger dazu motivieren, lokal und saisonal einzukaufen? Der Newsletter «Countryside» schlägt dafür neue Wege ein – mit einem Modell, das auch für Agrarjournalisten spannend sein könnte.

 

 

In den USA längst etabliert, fasst das Modell der Bezahl-Newsletter nun auch im deutschsprachigen Raum Fuß. Dabei veröffentlichen Journalisten unabhängig von Medienhäusern hochwertige Inhalte, für die Leser bereit sind, zu zahlen. Der Vorteil: Mehr Freiheit bei der Themenwahl, direkte Leserbindung und ein nachhaltiges Finanzierungsmodell.

«Countryside»: Ein Pionierprojekt aus der Landwirtschaft
Einer der ersten deutschsprachigen Bezahl-Newsletter stammt von Jürg Vollmer, einem erfahrenen Agrarjournalisten. Vollmer war von 2017 bis 2024 Chefredakteur des Fachmagazins der Schweizer Landwirtschaft. Er hat seine Wurzeln in der Wachau – und damit eine enge Verbindung zu Österreich.

In der heimischen Agrarszene ist Vollmer kein Unbekannter: Er war 2019 und 2024 Referent und Podiumsteilnehmer der Wintertagung des Ökosozialen Forums und berichtete von den Biofeldtagen 2024 auf dem Bio-Landgut Esterhazy.

Seine Expertise verbindet fundiertes Wissen über Landwirtschaft mit einer starken Konsumentenorientierung – ein entscheidender Faktor für seinen «Countryside»-Newsletter.

 

Jürg Vollmer war 2019 und 2024 Referent und Podiumsteilnehmer der Wintertagung des Ökosozialen Forums und berichtete von den Biofeldtagen 2024 auf dem Bio-Landgut Esterhazy

 

Wie funktioniert ein Bezahl-Newsletter für die Abonnenten?
Seit April 2024 verschickt Jürg Vollmer jeden Freitagmorgen eine spannende Reportage oder einen Hintergrundbericht an seine Newsletter-Abonnenten. Die regelmäßige Veröffentlichung schafft Vertrauen und fördert die Leserbindung – eine der zentralen Erfolgsgrundlagen.

Der Freitagstermin passt dabei perfekt zur Zielgruppe: Viele Leserinnen und Leser nutzen den Tag für ihre Essensplanung oder den Wochenendeinkauf. Der Newsletter unterstützt sie dabei, bewusste und nachhaltige Entscheidungen zu treffen.

Das Bezahl-Abonnement kostet 5 Euro pro Monat oder 50 Euro pro Jahr. Zahlende Abonnenten erhalten dafür den vollständigen Newsletter und haben Zugang zum vollständigen Archiv. Denn aus den gesendeten Newsletters wird automatisch eine klar strukturierte und leserfreundliche Website generiert.

 

 

Aufgeteilt ist die mit jedem Newsletter aktualisierte Website in die Ressorts Landwirtschaft, Ernährung und (während der gleichnamigen Jahresserie 2025) Regenerative Landwirtschaft. Außerdem können die Abonnenten gezielt nach Themen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz suchen.

Für Free-Abonnenten, die den Newsletter kostenlos beziehen, gibt es eine abgespeckte Variante: Sie erhalten nur einen der vier Newsletter pro Monat in voller Länge. Die anderen drei Newsletter sind für sie lediglich als Leseproben verfügbar, wobei die Texte nach den ersten Abschnitten an einem «Cliffhanger» enden. Zudem haben Free-Abonnenten keinen Zugang zum Archiv – ein klarer Anreiz, auf ein kostenpflichtiges Abonnement umzusteigen.

Chancen für Journalisten: Unabhängigkeit und neue Geschäftsmodelle
Was bedeutet dieses Modell für Agrarjournalisten? «Countryside» ist ein Beispiel dafür, wie unabhängiger Journalismus erfolgreich umgesetzt werden kann. Aktuell hat der Newsletter über 1.000 Abonnenten, davon haben 15 Prozent ein Bezahl-Abo.

«Davon kann ich noch nicht leben», relativiert Vollmer, «aber mit dem substanziellen Beitrag einer Stiftung und Aufträgen verschiedener Zeitschriften geht die Rechnung auf».

 

 

Beispiele aus den USA zeigen, dass Bezahl-Newsletter nach etwa zwei Jahren ein ausgeglichenes Budget erreichen können. So lange kann Jürg Vollmer warten: «Für Agrarjournalisten, die sich mit Leidenschaft in ihre Themen vertiefen und ein eigenes Publikum aufbauen wollen, bietet dieses Modell enorme Chancen.»

Der Schweizer Agrarjournalist sieht aber noch einen anderen Vorteil: «Ich habe endlich wieder Zeit für tiefergehende Recherchen. Jede Woche nur eine Geschichte recherchieren und schreiben, das ist mein neuer Luxus.»

 

Fotos: Countryside