Ulrike Lunacek, langjährige Spitzenpolitikerin der Grünen, hat ein Buch über ihren Vater Heinrich geschrieben. Titel: „Zwei grüne Leben“. Das wäre nur mäßig interessant, wäre ihr Vater Heinrich Lunacek nicht ebenfalls ein großer Grüner gewesen – allerdings nicht in der grünen Partei, sondern beim vielzitierten „Grünen Riesen“ Raiffeisen.

„So viel gegensätzliches Grün macht das Buch interessant“, beschreibt hier das langjährige VAÖ-Vorstandsmitglied Kurt Ceipek das neue Werk Lunaceks. Ceipek war ab 1974 Redakteur und zwischen 1989 und 2010 Chefredakteur der „Raiffeisenzeitung“ und somit viele Jahre Wegbegleiter von Lunacek senior.

 

 

Aufgewachsen zwischen FruFru und Topfen
„In meiner Kindheits-Molkereiwelt ging es bis zu meinem 18. Lebensjahr um FruFru und Topfen“, erinnert sich die grüne Powerfrau in dem Buch. Verständlich, hatte doch Vater Lunacek schon als Schüler und Student der Hochschule für Bodenkultur schon in Molkereien praktiziert und startete seine große Raiffeisen-Karriere als Geschäftsführer der Waldviertler Molkerei Gföhl, wechselte dann in die Molkerei Amstetten und schließlich in die NÖM (Niederösterreichische Molkerei), die damals ihren Hauptsitz noch auf dem Höchstädtplatz in Wien hatte.

„Ich hörte bei Frühstück oder Abendessen von Problemen mit der Milchpreisregelung, von Exportstützungen, von Milchseen und Butterbergen.“ Nachdem Lunacek 1975 in den Verband ländlicher Genossenschaften berufen wurde, sei es dann eher um Düngemittelimporte aus Rumänien und Weizenexporte in die Sowjetunion und andere Länder Osteuropas gegangen.

Die Paritätische Kommission, in der Löhne für Beschäftigte in der Industrie, aber auch die Preise für Agrarprodukte ausgehandelt wurden, sei für sie schon in früher Jugend ein faszinierender Begriff gewesen, „auch wenn ich nicht genau verstand, wie es funktionierte“.

 

 

Innerfamiliäre Diskussionen
Als Ulrike Lunacek ihre politische Arbeit zur Weltverbesserung aufnahm sei es häufig zu innerfamiliären Diskussionen mit ihrem konservativen Vater gekommen. Mutter Lunacek habe diese Form des Meinungsaustausches nicht für besonders unterhaltsam gehalten und habe fallweise die Flucht ergriffen.

Auf mehr als 200 Seiten hat Ulrike Lunacek Geschichte und Geschichten aus der Raiffeisen-Welt ihres Vaters und der Welt der Grünen als politische Partei zusammengetragen und beschrieben. Dazu hat sie unzählige Menschen aus dem Umfeld von Heinrich Lunacek befragt und erzählen lassen. Unter diesen Informanten finden sich Namen wie Christian Konrad, Franz Fischler, Josef Riegler, Marlene Streeruwitz, der aktuelle RWA-Generaldirektor Reinhard Wolf, der langjährigen Pressesprecher des Verbandes ländlicher Genossenschaften (VLG), Wolfgang Werner und viele andere.

„Anhand der Lebenswege von Heinrich und Ulrike Lunacek, der langjährigen Grün-Politikerin, entfaltet sich ein Panorama der österreichischen Wirtschafts-, Gesellschafts- und Umweltpolitik der Nachkriegszeit“, schreibt der Verlag Kremayr & Scheriau treffend über das Buch. Präsentiert wurde „Zwei grüne Leben“ in Anwesenheit hochkarätiger Gäste als beiden grünen Welten im Haus der Raiffeisen Ware Austria (RWA) in Korneuburg.

Produktinformationen
Hardcover mit Schutzumschlag, 208 Seiten, Format 13,5 x 21,5, Kremayr & Scheriau
24,00 € inkl. MwSt. ISBN: 978-3-218-01365-9

 

Fotos: Kremayr & Scheriau, Verband Ländlicher Genossenschaften